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Wiewohl nun dergleichen Leute überall vor Ehrlich passiren, auch
zu Handwerken admittiret werden, so stelle zu Ew. Königl. Befehl,
ob etwan dennoch eine declaration nötig sei. Stettin, 6. Juni 1732.
Gez. Christian August F. z. Anhalt.“ Der König schrieb auf den
Rand dieses Berichtes: „soll Ihm die Fahne über den Kapp schwenken,
unter ander Regiment — sein dann ehrlich. F. W.’
Vielleicht weiss der eine oder andere unserer Leser mehr über
den eigentümlichen Gebrauch mitzuteilen.
5. Sommerlieder aus Schlesien. 1 )
Von P. Dittrich.
I.
De guldne Schnüre gieht um das Haus,
De schiene Frau Wirten gieht ein und aus,
Se is as wie ’ne Tugend 2 ), ’ne Tugend;
Des Murgens, wenn se früh ufstieht
Und in die liebe Kirche gieht,
Do setzt sie sich nieder on ihren Oort
Und hiert gor fleissig of Gottes Woort.
II.
Rute Rusen, rute,
Die hliehen of’m Stengel,
Der Herr is schien, der Herr is schien,
Die Frau is wie a Engel.
Kleene Fischei, kleene.
Die schwimmen of’m Teiche,
Der Herr is schien, der Herr is schien,
Die Frau is wie ’ne Leiche.
Der Herr, der hot ’ne hoche Mitze,
A hot se voll Tukota sitzen,
A wird sich wull bedenken,
A wird mer wull wos schenken.
III.
Rote Rosla, rote Rosla,
Die sitza of dam Streichla.
Scheene Entla, scheene Entla,
Die schwimma of dam Teichla.
Der Herr is scheen, der Herr is scheen.
Die Frau is wie a Engel.
Der Herr, der hot ’ne hoche Mitze,
A hot se voll Tukota setze,
A wird sich woll hedenka,
A wird ins woll wos sclienka.
IV.
Ich komm zum Sommer, ich komm zum
Sommer,
Ich bin a kleenerj dicker Pommer.
Lasst mich nie zu lange stiehn,
Ich muss a Häusla weiter giehn. 3 )
Hinnermist und Taubamist,
Ei dam Hause krigt ma nischt
Is dos nie nene Schande
Ei dam ganza Lande.
V.
Der Meester sitzt on der Hinderwand
Ar hot a Geldsack ei der Hand,
A wird sich woll bedenka.
Zum Summer uns was schenka.
VI.
Der Pforr, der is gor tugendreich
A gieht gor gerne a Kirchasteig
A wird sich woll bedenka,
Zum Summer uns wos schenka.
VII.
Die Wirten gieht im Hause rim,
Se hot ’ne schiene Schirze üm,
Mit ’nem seidnen Bande,
Sie is die seidenste eim Lande.
VIII.
Summer, Summer, Mäla
Gat mer och a Ala,
Gat mer och a Pfafferding,
A Pfafferding is noch zu wing,
Gat mer a Stickel Speck
Do geh’ ich wieder weg.
IX.
Rote Rosa, rote Rosa, hliehen of’m
Stengel,
Der Herr is scheen, der Herr is scheen,
Die Fro is wie a Engel.
Der Herr, der hot en hochen Hut,
Drem sein ihm olle Mädel gut.
Die dinnen und die dicken,
Die mechten sich erdricken;
Die kleenen und die grossen,
Die mechten sich derstossen.
x ) Ur-QuelLlII,§ S. 101. 2 ) wohl missverstanden für Tocke. 3 ) auch mit
Variante: Gebt (dafür auch gat) mer nich zu wenig — Ich bin a kleener Kenig.