127
Federn der roten Ararä-Vögel. Durch Zaubern seien diese Tiere
beziehentlich Tierglieder an den Himmel versetzt worden; dies also
derselbe Weg der Anthropomorphisierung wie beim echten ,Mann im
Monde 4 , der, wie unsere Umfrage ergab (vgl. besonders die Nummer
40), bei etlichen exotischen Stämmen als Tiergestalt gedeutet wird.
(K. von den Steinen, Unter den Naturvölkern Central-Brasiliens. 1894).
München. L. F.
i3. Gründonnerstageier.
Eine Umfrage von M. II o f fm a n n.
II. Sehmeller, Bayer. Wörterbuch, Stuttgart und Tübingen 1827,
II, 495: „Das Antläss-Ai (Antlos = Aor, ’Alos = Ao, ’Alosä),
Ei, am Gründonnerstag (Antiass = Pfingtag) gelegt. Solche Eier
werden vorzugweise zur Osterweihe gebracht, um dann unter die
Hausgenossen verteilt zu werden. Sie bewahren den, der davon ge-
niesst, das Jahr hindurch vor Leibschäden. Daher wird eine sorg
same Hausmutter, wenn sie unter den für ihre Hausgenossenschaft
bestimmten geweihten Eiern nur einige Antiasseier hat, sich diese
wohl zu merken suchen, um sie vorzugweise dem Hausvater und
den Mannsleuten zuzuwenden.“ Ueber die Herkunft des Wortes
„Antiassei“ vgl. Schmeller a. a. 0., S. 494: „Antlässei“ . . . = Er
lassung der Sünden, Ablass; . . . dann ehemals die Lossprechung oder
Entlassung öffentlicher Büsser von ihren Vergehungen und Kirchen
strafen, und Wiederaufnahme derselben in die Gemeinschaft der
Christen, welche gewöhnlich am Gründonnerstage, als Einsetzungs
tag des heiligen Abendmahles, statt hatte. Es wurde daher der
Gründonnerstag selbst „Antiasstag, Antlasspfingtag“ genannt.
Zu „Antiass“ vgl. auch Grimm, D. D. W.
Weitere interessante Mitteilungen über das Antiassei siehe bei
Panzer, Bayerische Sagen und Bräuche, Band 2, München 1855,
S. 211 ff' und 534 f., wo verschiedene das Gründonnerstagei be
treffende abergläubische Gebräuche aus Niederbayern angeführt sind.
Vgl. auch Schönwerth, Aus der Oberpfalz, Bd. 1, Augsburg 1857,
S. 348: „Die Eier, welche Hennen am grünen Donnerstage, Odlas-
ptinsta, legen, haben besondere Kraft, weil sie schon in der Henne
geweiht sind. Neukirchen. Sie müssen aber vom Bauer und seinen
Knechten nach der Kirchenweihe am Ostertage mit samt der Schale
gegessen werden, damit sie im Heben sich nicht wehe thun; es sind
die Odlesoyar. Hemau. Vgl. auch Bavaria, Bd. 2, 1. Abteilung,
Oberpfalz und Regensburg, München 1863, S. 309. Die anderen Ab
teilungen der Bavaria stehen mir gegenwärtig nicht zu Gebote.
Möglicherweise finden sich darin noch weitere einschlägige Notizen.
München. Anton En giert.