Volltext: Am Ur-Quell, 4/6.1893/96

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tief empfunden hatte, haben bis auf unsere Zeit in solcher Ausdehnung 
fortgedauert, dass hierauf erst der ganzen Bevölkerung daraus der 
Schmähname Totenfresser und Totenvertrinker entstanden Ist.“ Ist 
auch der vorstehende Wortlaut nicht mit dem vielfach aus Nord 
deutschland im Ur-Quell angefügten Ausdruck identisch, so doch 
dem Sinn nach. 
Wichtiger ist eine Bemerkung auf Seite 392: „Um so über 
raschender für uns wird es sein, dasselbe Rechtsverhältnis auch im 
altdeutschen Totenmahle mitbegründet zu finden. Denn auch nach 
diesem durfte der Ueberlebende so lange sich nicht in den Besitz 
der Erbschaft setzen, bis nicht Erbmahl und Erbtrunk (altnordisch 
Arföl, das Erb-Ale) feierlich abgehalten und damit des Verstorbenen 
Gedächtnis (minne) getrunken war. Der Brauch des Leichtrunkes 
besteht in diesem reclitgiltigen Sinne des Erbbieres jetzt noch. Der 
Schleswig-Holsteiner umschreibt den Namen Grabbier mit der Phrase 
den Doden sin Hut verteren; denn eben die Haut und Bedeckung 
(Hut und Hütte), aus welcher der Tote gefahren ist, verbleibt nun 
seinen Erben.“ 
Elberfeld. 0. Schell. 
X. In meiner Heimatstadt Quedlinburg gebrauchte man noch 
vor 40 Jahren von den Totenschmäusen den Ausdruck: „Die Haut 
essen“. Nach Schmellers Bayer. Wörterb. 2 I. 1187 bedeutet die 
heut (Haut) Verliesen (verlieren) soviel als sterben. 
Northeim. R. Sprenger. 
XI. Man sagt hier: seine Haut zu Markte tragen in dem 
Sinne von „sich einer Gefahr, einer Unannehmlichkeit aussetzen.“ 
Beim Militär nennen die Soldaten die Vereidigung das „Fellverkaufen“ 
und sagen zu den Rekruten: Na wart’ ok, wenn er werd’t das Fell 
verkauft habe, wern se eich schon andcrsch nehmen, d. h. dann 
werden sie euch schon schlechter behandeln. „Dar versauft noch’s 
Lader vom Leibe“ ist der stärkste Ausdruck für einen „Sifflich“, 
geht noch über den „’s Hemde vom Leibe versaufen.“ 
Breslau. Oberlehrer P. Ritt rieh. 
XII. Man sagt hier in Kellinghusen nicht bei Begräbnissen 
„das Fell versaufen“, sondern wenn einer pleite geht infolge Trunk 
sucht: He liett sin ganze Jakk versapen; oder dann im allgemeinen: 
He hett sikk ordentlich dat Fell besapen. D. Vahlendick. 
io. Warum gehen Spukgeister kopflos um? 
Eine Umfrage von II. F. Feilberg. 
XXL 1. Abraham a St. Clara, Judas der Erzschelm, 2. Lindauer 
Ausgabe, 1872, Bd. 1, S. 127 : 
Wann zu Ingolstadt in Bayren die Studenten aus unartigem 
Muthwillen einige Ungelegenheiten verursachen, und etwan auf der 
Gassen die Stein also wetzen, dass ihnen das Feuer zun Augen aus 
gehet, werden sie auf der Universität in die Reichen [= Karzer] 
9*
	        
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