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scheu, wo man dann einen kleinen roten Flecken bemerkt. Wenn
Jemand der Varcolac neunmal besucht und ungestört von seinem Blute
gesogen hat, so muss der Betreffende nach Ablauf einiger Tage
sterben. Um den Varcolac fernzuhalten, legt man Weihrauch, Fenchel,
Knoblauch in’s Bett oder besprengt es jeden Abend mit Weih
wasser. In Siebenbürgen zeichnet man unter die Schlafstätte mit
Kohlen, die man aus dem Weihrauchbecken der Kirche geholt hat,
Kreuze oder drei in sich geschlungene Dreiecke (der deutsche Truden-
fuss). Der Varcolac kann sich so „schmal machen", dass er im
Stande ist, selbst durch das Schlüsselloch durchzukriechen und sein
Opfer zu besuchen. Verstofft man zufällig dasjenige Loch, durch
welches der Varcolac zum betreffenden Menschen gekrochen ist, so
verliert er sofort seine Kraft und auch seine Gestalt und verwandelt
sich gewöhnlich in einen Strohhalm oder eine Bettfeder, oft aber in
den Fingernagel eines Kindes. Findet man solche Dinge in der
Frühe vor dem Bette liegen, so soll man sie verbrennen, denn da
durch verschafft man dem Varcolac die Buhe, der dann in die
„andere Welt" einkehrt. In Kescliinar (Siebenbürgen) war im Jahre
1883 die Frau eines reichen Rumänen dem Tode nahe. Allgemein liiess
es, der Varcolac habe schon acht- oder wenigstens schon siebenmal
an ihr gesogen. Da fand man gerade am Ostermorgen vor ihrem
Bette den Daumennagel eines kleinen Kindes, der sofort im Beisein
aller Verwandten und Nachbarn mit Weihwasser besprengt und ver
brannt wurde, worauf aus den Flammen eine Biene emporflog, sich
auf das Bett der Kranken setzte und einige Mal deutlich die Worte
summte: „Hab’ Dank, hab’ Dank!" Die Biene flog zum Fenster
hinaus, die Frau aber erlangte ihre frühere Gesundheit wieder. Die
Leute glaubten, sie hätte mit dem Nagel den Varcolac verbrannt,
der nun als Biene in’s Jenseits gelangt sei. Der Knecht des Hauses
war nämlich spät in der Nacht vom Gebirge heimgekehrt und leise
in die Vorstube geschlichen, wo er sich zur Ruhe begab, zuvor aber
seine grosse Schaffellmütze an die Thürklinke der Wohnstube hing.
Mit der Mütze verschloss er das Schlüsselloch, durch welches hin
durch der Varcolac die Hausfrau zu besuchen pflegte. . . . Wird
ein Varcolac im Laufe von sieben Jahren nicht auf solche Weise
erlöst, so kommt er nach Ablauf dieser Zeit auch in den Mond, wo
er so lange verweilt, bis eine Mondfinsternis eintritt und er dann vom
Mond in die Hölle geschleudert wird. Mit dem Moroiu ist der Varcolac
also verwandt, unterscheidet sich aber von ihm wesentlich dadurch, dass
er Nachts kein Getöse, keinen Lärm schlägt, und dass er das Blut des
Menschen saugt; ein Incubus- oder Subcubus-Geist aber ist weder
der Moroiu, noch diese Art der Varcolaci.
Anmerkung. Zu den Mondsagen im Vorstehenden vergleiche unsere
Umfrage „Der Mann im Monde“ Am Ur-Quell V und VI. Die Red.