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gestossenen Hundekot gemischt hat. 3) Man drehe eine junge Taube
dreimal über dem Kopf den Kranken herum, während man spricht:
Taube, nimm die Krankheit von N. N., Sohn des N. N. — und lasse
sie dann fliehen. 4) Man schäle eine Citrone herum, schütte etwas
Hanföl darauf und gebe sie dem Kranken des Morgens auszusaugen.
London. ,T. Charap.
2i. Kleine Mitteilungen.
Sehr geehrter Herr Redakteur! Die unter Nr. 9 im Ur-Quell Bd. Y,
Heft VII/VIII, Seite 196 angeführte sprichwörtliche Redensart enthält eine Un
richtigkeit, die man auf eine Art „Volketymologie“ zurückführen kann. Ich sage
eiue Art Volketymologie, denn es ist eigentlich nicht das Volk, sondern der ge
ehrte Herr Einsender oder Andere, welche Kenner der polnischen Sprache sind,
und durch die Aehnlichkeit sich haben verleiten zu lassen, eine einfache Ueber-
setzung des Wortes „Fisch“ oder vielmehr „Fische“ (Ryby) anzunehmen. Ich habe die
Redensart unzählige Mal gehört, aber niemals hiess es : ,,Ryby“, sondern ,,Rel>be“
(— Rabbi); und das Sprichwort ist keine sinnlose polnisch-deutsche Uebevsetzung,
sondern beruht auf dem Brauch der galizischen Chassidim und ihrer Rabbis, die
für die Bewirtung ihrer frommen Gäste im Voraus gut bezahlt werden. Wer
beim Rebben am Sabbath Fische essen will, der wird schon am Freitag sein Gehl
auf den Tisch des Rebbe oder vielmehr dessen Dieners niedergelegt haben.
Bei dieser Gelegenheit will ich noch ein Paar die Rabbinen und Chassidim
betreffende Scherzworte anführen: 1) Wenn Rabonim wandern, kimmt Regen,
2) Wenn Chassidim wandern, kimmt Kegen. Bei beiden ist eine versteckte An
spielung [jedoch ohne Rücksicht auf grammatische Richtigkeit!] vorhanden,
nämlich beim 1. „viel Wolken“ und beim 2. „Störche!“
Berlin. A. Mittelmann.
Das Mundzuhalten beim Gähnen. Die „Science Siftings“ (Mai 1894) in London
erklären diese Anstandregel so: „Vor 400 oder 500 Jahren herrschte in Europa
allgemein der Aberglaube, der Teufel liege stets auf der Lauer, um in eines
Menschen Leib zu fahren und ihn besessen zu machen. Satan hielt seinen Ein
zug gewöhnlich durch den Mund; hatte er nun eine Zeitlang gewartet, ohne dass
der Mensch seinen Mund öffnete, so brachte er ihn zum Gähnen und fuhr dann
schleunigst hinein. So oft kam dies vor, dass die Leute lernten, ein Kreuz über
dem Munde zu schlagen, sobald sie gähnten, da dies den Teufel verscheuche. Die
Bauern in Spanien und Italien halten sich noch immer an diese Methode, während
die meisten übrigen Menschen das Kreuzschlagen aufgegeben haben und [heutzu
tage unbewusst] den Teufel ab wehren, indem sie einfach die Hand Vorhalten.“
Geistreich, wenn auch wenig Unmittelbares zu unserem Thema spendend, ist W.
Henke, Ueber das Gähnen. Eine phylogenetische Hypothese: Deutsche Rund
schau 1894, S. 245—252.
Dieser Brauch hängt meines Erachtens mit der weitverbreitesten, noch fast
überall, selbst religiös belegbaren Anschauung zusammen, dass die menschliche
Seele nicht nur, sondern auch alles Unheil durch den offenen Mund ein- und aus
fliegen. Indem ich mir Vorbehalte, demnächst mit verschiedenem Material hierzu
aufzuwarten, lenke ich die Aufmerksamkeit darauf und bitte um Beiträge.
München. L. Frankel.
Maikäfer, Maikäfer, flieg aus,
Treib die ahlen Weiber aus,
Treib se ne zo weit,
Sonst kömmt der ahle Streit 1 )
Mit der langen Peitsch.
Maikäfer.
Sommerkälbclie n.
Mitzl, Mitzl flieg aus,
Treib de ahlen Moide aus.
Los de jungen sitzen,
Auf die krummen Spitzen.
l >
Neustadtl bei Friedland i. Böhmen.
M. R ö s 1 e r.
J ) Streit ist der Name eines brummigen Bäckers.