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II. Teil v. 1236 (Schröer), bespricht, bemerkt dort auch, dass Güetel
öfter in Jüdel entstellt wurde, und berichtet von dem Aberglauben,
dass es Kühe beunruhige, ja sogar die Kinder zu verbrennen
scheine. Hierzu folgt dann noch die Bemerkung: „Das gibt uns
Aufschluss über die altdeutsche Erzählung von dem Jüdel, wo ein
Judenkind, das dem Christenglauben zuneigte, von den eigenen Ver
wandten in einen Ofen gesteckt, aber von der Jungfrau Maria vor
dem Verbrennen behütet wird. Der Missverstand des Namens
ist hier deutlich.“ Ist es aber nun schon an und für sich un
wahrscheinlich, dass in dieser Erzählung (gedruckt in K. Hahns Aus
gabe von Gedichten des XII. und XIII. Jahrhunderts. Quedlinburg
1840; eine spätere Bearbeitung in Franz Pfeiffers Marienlegenden,
Stuttgart 1846) der Geist mit seinem Opfer die Ptolle getauscht haben
sollte, so ist Simrocks Ansicht auch deshalb zurückzuweisen, weil
diese Erzählung nicht etwa aus deutscher Volküberlieferung geschöpft
ist, sondern auf einer lateinischen Vorlage beruht. Siehe : Der Juden
knabe. 5 Griechische, 14 Lateinische und 8 Französische Texte,
herausgegeben von Eugen Wolter (Bibliotheca normannica, herausg. v.
Hermann Sucbier II) Halle, Max Niemeyer, 1879.
Northeim. R- Sprenger.
üeber den Zauber mit menschlichem Blut und dessen
Ceremonial-Gebrauch bei den Indianern Amerikas.
Von I)r. A. F. Chamberlain (Clark University-Worcester, Massachusetts).
II. Bei den feierlichen Gebräuchen der Zapoteker zog der
Priester Blut aus der Unterseite der Zunge und aus dem Hinterteile
des Ohres, womit er das rohe, dicke bei diesen Feierlichkeiten ge
brauchte Stroh besprengte. In Nikaragua opferte man auch dem
Gotte Mixcoatl, dessen Dienst dem Verehrer Glück im Handel ver
sicherte, aus der Zunge gewonnenes Menschenblut. In Peru finden
wir das in Yukatan geübte Bestreichen der Götterbilder und der
Tempelthiiren mit dem Blute von feierlich getöteten Menschen, und
dabei berichtet man auch, dass bei dem Sommerfest — dem Fest der
Wahrhaftmachung der jungen Leute aus dem Inkageschlechte — einige
Leute „das heilige Brot nebst dem Opferblute zum Zeichen ihrer Ver
bindung mit dem Inka empfingen“. 2 )
Unter den verschiedenen Völkern des alten Mexikos fand das
Menschenopfer in seiner schrecklichsten Gestalt statt. Der Stern
Venus hatte hier einen eigenen Tempel, nach Müller, und seine
Priester opferten nachts dem Sterne einige Menschenbluttropfen,
die gegen ihn gesprengt wurden. 3 ) Durch eine Art Beschneidung
wurden die Azteken ihrem Nationalgotte geweiht. Oft nach Fasten
oder irgend einer ähnlichen Vorbereitung zogen die Priester des
ff Bancroft, Native Races I, 666. ff Müller, S. 479. ff Müller, S. 480.