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Ijt'.i dem Feste des heiligen Johannes um die Zeit der Sonnenwende
ein feierlicher Tanz üblich, aus dem sieh im U. Jahrhundert zuerst
in Aachen, dann indenseiben und in den folgenden Jahrzehnten euch
an anderen Orten eine epidemische Tanzwut entwickelte, eine Aus
artung, der nunmehr die Kirche nachdrücklich entgegentrat ) Melii-
iacli haben christliche Sekten, wie beispielweise die v\ ledeitautei,
den religiösen Tanz gepflegt. ,
In Aegypten fand ein derartiger Tanz zunächst bei rreuclen-
iesten 2 ) statt, besonders bei dem Erntefeste, welches dem itliyphallen
Ootte Chem von Koptos gefeiert ward. 3 ) Aber auch bei andern
freudigen Gelegenheiten tritt er auf, so zeigt, um einen Einzelfall zu
nennen, ein Relief zu Denderah den Kaiser Trajan vor zwei Göttinnen
tanzend. 4 ) Dieses Bild stellt keinen streng historischen Vorgang dar ;
Trajan war nicht der Mann, der sich wirklich einem solchen aegypti-
sclien Ritus unterzogen hätte. Es zeigt aber, was die aegyptisclie
Priesterschaft für die gelegentlich zu erfüllende Pflicht ihres Monarchen
hielt, und was die einstigen einheimischen Pharaonen zweifelsohne
auch getan hatten.
Ein ernsterer Tanz spielt in den Grabreliefs, besonders des alten
Reichs, eine Rolle. Bei der Bestattungfeier treten häufig mehrere
bekleidete Männer, seltner Frauen, auf, welche sich in langsamen,
gemessenen Tanzschritt vorwärts bewegen, während Frauen den Takt
mit den Händen klatschen. Den Fuss erheben sie nur wenig über
den Boden, die Arme halten sie meist, das innere der Hand nach
Aussen gekehrt, über den Kopf, seltener strecken sie den rechten
Arm schräg nach oben und lassen den linken an der Rückseite des
Körpers fest anliegen. 5 ) Die Inschriften bezeichnen diesen Tanz als
den schönen Tanz für die Persönlichkeit (ka) des Verstorbenen.
Als wünschenswert galt es aus einstweilen nicht klar erkenn
baren Gründen, für diesen „Tanz an der Thür des Grabes“ Zwerge
zur Verwendung bringen zu können. 6 ) Hieraus erklärt es sieh, dass
die Könige es mit ganz besonderer Freude begrüssten, wenn ihnen
einer ihrer Beamten einen gut tanzenden Zwerg verschaffte. König
Assa aus der 5. Dynastie erhielt einen solchen aus dem an den
Küsten des südlichen roten Meeres zu suchenden Lande Punt. Dem
>) Ygl. Kronenberg. Die Uebertragbarkeit geistiger btonmgen. 1> j ' ’
S. 9 ff. 2) p ai) . Harris I. 22, 10 „Freudcngescliiei Gesang, 1 an z sei dem s 1
gesiclitigen Gotte.“ Dümichen, Hist. Insclir II. 4« ist davon die Rede, <^ s
Ilundkopfaffen aus Freude über die Geburt des Sonnengottes tanzen. ) *J; Jfl;
Denk,n. III. 162-164, 212—216. Ob Leps. Denkm. II. 06 an em solches l est^u
denken ist, ob nicht vielmehr die dargcstellten Leute mu schnell nn „„fcHn-iden.
zur Arbeit eilen, lässt sich bei dein Fehlen einer Beischritt uich 101 '
4 ) Leps. Denkm. 1Y. 86b. 5 ) Leps. Denkm. II. 14,,35, 36, 41, o*.,oo, .V
100; Rosellini, Mon civ. pl. 04, 09. 6 ) Papyrus, Berlin I. 1- 194 ff. ( ' •! ’
Stele Mariette, Mon div. pl. 61 (20. Dynastie); Piehl, Inscr. lnerogl. , o. j y-
in einer Darstellung der 4. Dynastie (Leps. Denkm. II. 36) siebt man ehe: e
schon Tanzenden eine nackte Zwergin stehen, bereit sich an den oiiuluungeu
zu beteiligen.