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Wüstenfeld in der von Th. Benfey herausgegebenen Vierteljahrschrift
„Orient und Occident.“ Göttingen 1862. I. B., S. 332.)
Das arabische Compendium wurde im zehnten Jahrhundert ver
fasst und nach der Meinung Wüstenfelds ist es nur als ein Auszug
aus dem grossen Geschichtwerke des Ibrahim ben Wacif Schah, der
gegen Ende des 7. Jahrhunderts gestorben ist, anzusehen. Wenn man
aber diesen Umstand in Rücksicht nimmt, dass alle solche arabischen
Geschichtwerke, welche die älteste Geschichte Aegyptens behandeln,
ausschliesslich auf den Volktraditionen und Wundererzählungen der
Araber basieren, und dass einige arabische Historiker, welche den
einzelnen Königen dieselben Wundertaten zuschreiben, sich dabei auf
koptische Annalen berufen, so wird man vermuten müssen, das neben
anderen Traditionen auch der Glaube an das Zaubergeld in ein ver
hältnismässig hohes Alter hinaufreicht.
Noch eine Spur der Existenz dieses Glaubens im Oriente zeigt
ein Märchen, welches sich in dem jüdischen „Maase-Buche“ (Geschichten
buche) befindet. Das Maase-Buch selbst wurde im 7. Jahrhundert ver
fasst, aber das Material, die Märchen und Erzählungen, welche darin
gesammelt sind, wurden den alten jüdischen Schriften (wie Talmud,
Midrasch, Sohar und kabbalistischen Schriften) entlehnt, deren Ent
stehung auf die ersten Jahrhunderte fällt. In diesem Maasse-Buch
findet sich ein Märchen, wo erzählt wird, wie drei Brüder ihren
gemeinsamen „Würzgarten“ Nacht um Nacht abwechselnd vor den
Dieben schützen und wie ihnen dabei der Prophet Elias erschien
und ihre Wünsche erfüllte. Der eine von ihnen wünschte sich Kenntnis
der Thora, der andere ein schönes Weib und der letzte viel Geld.
Diesem gab der Prophet eine Münze (wahrscheinlich einen Hecketaler)
und da hatte er viel Geld. (Dr. Max Grünbaum: Jüdisch-deutsche
Chrestomathie. Leipzig 1882, S. 418.) Weiter sagt das Märchen
von dieser Münze nichts, aber jedenfalls ist es interessant, dass sie
keiner bösen Macht und keiner Zauberkunst, sondern dem Propheten
Elias zugeschrieben wird.
Vom Glauben an Zaubergeld bei den Cechen und Lausitzer
Serben fand ich keine Spuren oder nur solche, die nicht stichhaltig
sind und darum lieber ausser Acht gelassen, als citiert zu werden
verdienen.
In Deutschland ist der Glaube am stärksten verbreitet. Er
kommt dort unter verschiedenen Namen vor. Man nennt das Geld
entweder einen Hecketaler, Heckegroschen, Heckepfennig, oder einen
Brutpfennig, oder endlich einen Wechselgulden. Deutsche Varianten
unterscheiden sich, obwohl ihre Zahl bedeutend ist, nur in Kleinig
keiten von einander; im Ganzen stimmen sie mit der russischen
Variante überein. Von polnischen ist ihnen nur die von Emma Puttke
aufgezeichnete ähnlich.
Eine der interessantesten deutschen Varianten ist die, die Kuhn
in seiner Sammlung „Norddeutscher Sagen“, S. 470, geliefert. Dar