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„Oh du, meine Katze, du weisst, dass ich ein armer Mann bin, bring
mir also etwas Gold.“ Nach diesen Worten verschwand die Katze
sofort und er sah sie niemals wieder.“
Wie in der deutschen Fassung, so hat auch hier der Geist die
Gestalt einer schwarzen Hauskatze und weilt als solcher bei den
Menschen, bis er seine wahre Natur erkannt sieht, bezw. erkannt zu
sehen fürchtet. Dann verschwindet er ohne weiteres. Nach modern
aegyptischem Volkglauben nehmen auch sonst die Geister gern die
Gestalt von Katzen an (vergl. Klunziger, Bilder aus Ober-Aegyten,
S. 143), eine Anschauung, welche in dem altaegyptischen Glauben
wurzelt, dass die Katze eine der beliebtesten Verkörperungformen
der Gottheit bilde und daher sogar göttliche Verehrung verdiene
(vergl. dazu mein Buch „Herodots zweites Buch, S. 283 ff.). Die
freilich unbewusste Erinnerung an diese hohe Stellung des Tieres
lässt den Aegypter noch heute eine ganz besondere Hochachtung da
vor empfinden und hindert ihn, die Katze ebenso zu misshandeln, wie
er es anderen Tieren, besonders dem Hunde gegenüber, gewohnt ist.
Die göttliche Verehrung seihst aber und ihre Dauer wird auf die bei
den verschiedensten Völkern auftretende Vorstellung von einer den
Katzen inne wohnenden dämonische Kraft zurückzuführen sein.
Feber die Bedeutung des Herdes.
Von C. Itademacher.
II. Halten wir fest, dass die am Herde weilende Geistermacht
das ursprüngliche gewesen ist, so sehen wir jedoch bei den zuletzt
angeführten Bräuchen eine Neubildung dieser Grundgedanken in der
Weise, dass dem Feuer selbst allmählich zauberhafte Wirkungen zu
geschrieben werden. So mussten bald auch Vorgänge beim Brennen
des Herdfeuers wahrgenommen werden, wie das uns folgender alter
„Aberglaube“ zeigt. „Wenn das Feuer im Ofen platzt, giebt es
Zank im Hause.“ (Grimm.) In anderer Fassung: „Wo es fronelt,
da entsteht Streit.“ (Grimm.) Bekannt ist auch der Glaube, dass
Mädchen im Herdfeuer zur Christnacht den ihnen bestimmten Freier
erblicken können. Burchard von Worms, „Sammlung der Dekrete“,
berichtet: Mulier, si qua filium suum ponit supra testum aut in
fornacem pro sanitate febriam unum annum poenitead. In einem
Codex des XIV. Jahrhunderts finden wir die Stelle: „So ainem
trawmt wie der Ofen nider sey gekwollen, so stirbt aintweder wirt
oder die wirtin“; und ebendaselbst: „Ident un oren liabent sy über
das Fewre, so chumpt chain orhol in das or nicht, noch dy negel
swerent in nicht.“ In Skandinavien besteht die Sitte (Grimm), dass
am Lichtmesstage die Hausgenossen früh morgens im Halbkreise vor
dem Ofenloch sich versammeln, die Knie beugen, Kuchen essen und
dazu trinken. Was von Kuchen und Getränken übrig bleibt, wird in
die Flamme geworfen.