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A. Referate. Urgeschichte.
Eine Erklärung für die Erscheinung, daß wie bei Gokstad, so auch bei
Oseberg das Grabmal so weit vom Strande errichtet worden, hat man darin
finden wollen, daß die Angehörigen dasselbe in der Nähe des Familien
stammsitzes zu haben wünschten. Es ließe sich hier an die Sitte zeit
weiliger Totenopfer denken, zumal wenn man des durch die Edda überlieferten
Glaubens gedenkt, daß der tote Edling bisweilen Einkehr in den ihm zu
Ehren errichteten Hügel hielt. Professor Gustafson erwähnt unter den
Fundsachen Massen von Tierknochen von Rind, Pferd und Hund. Vielleicht
waren Rind und Roß bei dem Transport des Schiffes vom Meeresstrand an
den Hügel tätig gewesen. J. Mestorf-Kiel.
233. Th. Petersen: Fortsatte uilgravninger i Namdalen II. Forening.
til Norske Fortidsmindesm. Bevaring. Aarsberetu. f. 1904, p. 200
— 213. Christiania 1905.
Bericht über Untersuchungen auf einem Gräberfelde zu Björnes, wo am
Rande eines Plateaus 25 Grabhügel in einer Reihe liegen, die unverkennbar
den Zug einer alten Landstraße bezeichnen, während fünf andere an einem
diese Straße kreuzenden Nebenwege liegen, demnach eine ähnliche Anlage,
wie sie von Sophus Müller in Jütland nachgewiesen ist. Die Gräber, teils
Rund-, teils Langhügel, enthielten mit Ausnahme von zwei Skelettgräbern
Spuren von Leichenbrand. Eines der ersteren war ein sog. „Bootgrab“
aus der jüngeren Eisenzeit, die Beigaben deuteten auf ein Frauengrab. Das
zweite, ein Männergrab mit Schwert, Axt, Speer und Messer, reichte weiter
zurück, etwa in die nordische Moorfundzeit. In den Gräbern mit Leichen
brand deuteten eine Anzahl eiserner Klinkernägel darauf hin, daß die Leiche
in einem kleinen, 6 bis 7 m langen Boot verbrannt worden sei. Die Anord
nung der Bestattung ist nicht immer verständlich, weil Kohlen mit ver
brannten Gebeinen untermischt über die Fläche ausgebreitet sind und darunter
die Beigaben liegen. Petersen setzt die Gräber in die Zeit von der älteren
Periode bis an den Beginn der Wikingerzeit; etliche etwa um das 6. und
7. Jahrhundert. Waffengräber sind selten. Fragmente von Beinkämmen,
Schmucknadeln, Spinnwirteln, Perlen und verschiedenes Kleingerät deuten
auf Frauengräber hin. J. Mestorf-Kiel.
234. Herrn. Schirmer: Skibe over land. Forening. til Norske For
tidsmindesm. Bevaring. Aarsberetn. f. 1904, p. 28—30. Christiania
1905.
Schon bei der Auffindung des Schiffes zu Gokstad erweckte es Aufsehen,
daß der Grabhügel, der es umschloß, so weit ab vom Meeresstrande lag. Und
noch weiter lag der Schiffshügel von Oseberg von der Küste entfernt (4 km).
Man fragte sich, ob seit der Errichtung desselben eine Veränderung des
Bodens, etwa eine Bodenhebung stattgefunden habe, doch kam man zu
keiner Klärung der Frage. Verfasser bringt nun eine Erklärung derselben,
die durchaus den Schein der Wahrscheinlichkeit für sich hat.
Noch heute pflegt man in Norwegen Boote vom Meeresstrand an den
mehr oder minder weit entfernten Bootschuppen zu transportieren, indem
man walzenförmige Bohlen (lunne) in gewissen Abständen quer über den
Weg legt und das Fahrzeug, nachdem es auf dieselben gehoben ist, vorwärts
zieht, indem man die Rollen , über die es weggeglitten ist, hinten aufnimmt
und vorn wieder hinlegt, und dies fortsetzt, bis das Ziel erreicht ist. Daß
diese Methode schon vor langen Zeiten bekannt und angewendet worden, zeigt