40
B. Referate. Ethnologie.
43. William H. Holmes: Use of textiles in pottery making and
embellishement. American Antliropologist, 1901. N. S-
Vol. III, S. 397 ff.
Holmes bespricht das Ornament auf den Thongefässen eines grossen
Bezirks, der Süd-Canada und die nördlichen Vereinigten Staaten von den
Felsengebirgen bis zum Atlantischen Ozean umfasst. Auf diesem ganzen
Gebiet bestanden nahe Beziehungen zwischen textiler und keramischer
Kunst: sehr charakteristische Gewebsmotive wurden bei der Anfertigung
von Gefässen auf den feuchten Thon abgedrückt oder imitiert aufgetragen.
Offenbar ist in diesem Gebiet die textile Kunst älter, als die keramische,
und letztere hat von ihrer ältesten Schwester manches Motiv in Form und
Verzierung entlehnt. Jede Anbringung textiler Muster ist daher ein charak
teristisches Zeichen der primitiven Stufe der Thonbiklnerei. Ob diese sich
in dem erwähnten Gebiet selbstständig entwickelt hat oder ob sie von
Süden her aus weitentlegenen höheren Culturcentren berübergebracht worden
ist, ist schwer zu entscheiden. — Die textilen Eindrücke auf Thongeschirr
lassen sich in fünf Klassen unterbringen, nämlich 1. Eindrücke starrer
Formen (Körbe). Dass Körbe bei der Fabrikation von Töpfen als Stütze
oder als ganze Form von den Indianern benutzt wurden, dafür haben wir
direkte historische Zeugnisse, doch muss man sich hüten, die Häufigkeit
dieser Art von Gefässherstellung zu überschätzen. Weit entfernt, die Regel
zu bilden, sind nur es seltene Ausnahmen, wenn man ein so hergestelltes Thon-
gefäss findet. 2. Eindrücke biegsamer textiler Produkte (Gewebe, Netze).
3. Eindrücke von Gewebsstoffen die beim Formen über die Hand oder des
Modellier-Gerät gezogen waren. 4. Eindrücke von Schnüren, hierüber das
Modellierholz gewickelt waren. 5. Eindrücke von Schnurstückchen oder
anderen textilen Elementen, die zu bloss ornamentalem Zweck so angeordnet
waren, dass sie gewöhnliche Ornament-Elemente lieferten. Endlich giebt es
eine fünfte Klasse von Thongerät, bei der Gewebsmotive mit besonderen
mechanischen Hülfsmitteln (eingekerbte Rädchen, Stempel etc.) aufgedrückt
wurden. Prof. Dr. E. Schmidt-Jena.
44. F. von Luschan: Siebzehn Schädel aus Chaculä in Guatemala.
Sonderabdr. a. Seler, Die alten Ansiedelungen von Chaculä.
Mit 4 Tafeln. Berlin 1901.
Verf. lehrt uns Schädel kennen, die durch ganz besonders hochgradige
künstliche Deformation auffallen. Alle 17 untersuchten Schädel (im königl.
Museum f. Völkerkunde, Berlin befindlich) sind durch Druck von vorn nach
hinten verkürzt, unter einander nicht völlig gleich, meistens assymetrisch,
oft sehr stark. Die Deformierung ist derartig, dass nur bei fünfen die
Breite geringer ist als die Länge (Indices 90, 94, 96, 99), bei zehn da
gegen ist die Breite grösser, sodass man Längenbreiten-lndices von 103,