B. Referate. Urgeschichte.
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5. Italien.
410. L. Pigorini : Le più antiche civiltà dell’ Italia. Koma, Tipogr.
d. R. Acced. dei Lincei, 1903, S. 61—66.
Die ersten menschlichen Spuren lassen sich auf der appeninischen
Halbinsel aus der Quaternärzeit nachweisen; der damalige Mensch, dessen
Zeitgenosse der Elefant und das Nilpferd war, erschien zur selbigen Zeit
auch auf der iberischen Halbinsel, in Frankreich, Belgien und aui den bri
tannischen Inseln. Das Fundmaterial Italiens aus der älteren Steinzeit weist
den Chelléen- und Moustérien-Typus auf. Diese ältesten Bewohner scheinen
aus Afrika gekommen zu sein und müssen ein Leben geführt haben, welches
am besten jenem der jetzigen Australneger zu vergleichen ist. Der Mensch
der jüngeren Steinzeit stand bereits um eine Stufe höher und führte ein
Hirtenleben; von ihm stammen die ersten Grabdenkmäler Italiens, da er die
Toten begrub. Später wurden die neolithischen Werkzeuge durch solche
aus Kupfer ersetzt, indem die Kenntnis der Bearbeitung derselben aus dem
Osten des Mittelmeeres importiert wurde. Während im Norden Europas
noch megalithische Denkmäler ihre Verwendung finden, erscheinen im Norden
Italiens bereits die Bewohner der Pfahlbauten mit ihrer eigenartigen Kultur
und Kenntnis in der Bearbeitung der Bronze, einer Kultur, welche in
naher Beziehung mit jener aus Kroatien, Mähren, Nieder-Österreich und
Bosnien steht. Die Toten der Pfahlbauperiode wurden infolge der eigenen
Terrainbeschaffenheit ihrer Wohnstätten nicht bestattet, sondern verbrannt,
und zwar ausserhalb ihrer Wohnungen. Erst im 10. bis 8. Jahrhundert
v. Chr. erfolgte mit Einwanderung fremder, aus Kleinasien und Griechen
land stammender Elemente der Beginn der Eisenperiode.
Dr. Oskar v. Hovorka-Wien.
£. Amerika.
411. Carlos Bruch: La piedra pintada del Manzanito (Territorio
del Rio Negro). Re vista del Museo de La Plata, 1902.
Bd. XI, S. 71—72.
Ein etwa 12 m hoher und 15 m breiter Felsblock auf der genau an
gegebenen Stelle ist unten am Fusse auf einer Seite mit ausgemalten Skulp
turen und Malereien versehen, von denen sich einige gut erhalten haben;
dieses sind Fährten vom Strauss und Guanäco, Pfeilspitzen und Boleadoras
(Wurfkugeln), wahrscheinlich sog. Boleadoras perdidas, eine Steinkugel mit
einem Riemen daran zum Iortschleudern. Alles ist den im Referat No. 342
beschriebenen Felsskulpturen sehr ähnlich.
Dr. II. Lehmann-Nitsche-La Plata.