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ß. Referate. Ethnologie.
395. V. Giuffrida-Ruggeri: Crani e mandibole di Sumatra. Atti
d. Società romana di antrop. Roma 1903. Yol. IX, S. 203
bis 264.
Vierzehn Schädel und sieben Unterkiefer, welche Dr. Rudel aus Sumatra
brachte und dem ethnographischen Museum zu Rom schenkte, machte Verf.
zum Gegenstände seiner kraniologischen Untersuchung. Leider fehlten alle
näheren Daten über die Abstammung; es wurde nur angegeben, dass die
Schädel den „gemischten Rassen“ von Sumatra angehören. Darunter waren
zwei dolichocéphale, fünf mesocephale und sieben brachycéphale, 10 männ
liche und 4 weibliche Schädel; der Schädel-Index lag innerhalb der Grenzen
von 71,5 und 92,9. In Bezug auf die Gesichtsbildung waren vier Schädel
mesoprosop, neun leptoprosop. Bei der Untersuchung der Unterkiefer er
gaben sich einige sehr bemerkenswerte Einzelheiten, wobei G.-R. die Ge
legenheit wahrnimmt, dieselben mit prähistorischen Knochen, besonders jenen
aus Krapina, zu vergleichen. Bei manchen Merkmalen vermeint er Zeichen
von Infantilismus feststellen zu können; er rechnet hierzu besonders den
weiten Thränenkanal, den horizontalen Verlauf des unteren Nasenrandes, die
aussergewöhnliche Breite des Augenzwischenraumes.
Dr. Oskar v. Hovorka-Wîen.
396. E. Clement: Ethnographical notes on the Western-Australian
Aborigines. With a descriptive catalogue of a collection of
ethnographical objects from Western Australia by J. D. E.
Schmeltz. Internationales Archiv für Ethnographie, 1903.
Bd. XVI.
Dr. Clement giebt in diesem Artikel einige Beobachtungen und Notizen
über die Eingebornenstämme (im ganzen 8) des nordwestlichen Australiens
zwischen dem Eertesene- und dem Fitzrey-Fluss, welche er auf einer Reise
in den Jahren 1896—98 gesammelt hat. Dieselben bilden eine wertvolle
Bereicherung unserer ethnographischen Kenntnisse über jene Völker.
Wir erfahren Näheres über die Gewinnung der pflanzlichen wie tierischen
Nahrung, über Jagd und Fischerei, über die Zubereitung des häufig vor
kommenden Tabaks, der nur als Kautabak, wie es scheint, Verwendung
findet, über das Feuerbohren resp. -quirlen, die Herstellung von Flint- und
Glas-Speerspitzen, deren Schärfung durch festes Anpressen an das abge
brochene scharfe Ende eines Känguruhknochens hervorgebracht wird, ferner
über die Ceremonien des Regenmachens und derjenigen zur Vermehrung des
Wildes oder der Nahrungspflanzen, sobald diese drohen, knapp zu werden.
Weiterhin wird die Hantierung des eingeborenen Arztes, des „Taketa“
(das ist wohl nur unser europäisches „Doktor“ in australischer Aussprache
und wird wahrscheinlich nur dem Europäer gegenüber gebraucht werden?)
in Fällen von Krankheit, die stets von bösen Geistern herrührt und daran