A. Originalarbeit.
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allerdings dem Einfluss der Stadt zugeschrieben werden. Falls sich
nun aber herausstellen sollte, dass auch auf dem Lande die wohl
habenden Familien weniger kinderreich sind, dann würde jeder Grund
fortfallen, die Ursachen der geringeren Fruchtbarkeit dem Stadt
leben zur Last zu legen, und es könnte zur Erklärung nur noch der
bei allen wohlhabenden Leuten hervortretende Wunsch nach frei
williger Beschränkung der Kinderzahl herangezogen werden; wir
wissen ja auch, dass wohlhabende Bauern gern die Kinderzahl ein
schränken, um den Grundbesitz nicht zu sehr zu zerteilen.
Vergleichen wir nunmehr Stadt und Land. Es gelangten durch
oben genanntes statistisches Bureau 4685 auf dem Lande lebende
Familien zur Untersuchung, die wir denen der oben genannten Städte
(4758 Familien) gegenüberstellen können.
Anzahl Geburten pro Familie mit Ein
schluss der Totgeborenen
Gruppe
I ärmste
II
III
IV reichste
Stadt ....
5,61
5,21
4,35
4,18
Land ....
5,19
5,09
4,75
4,50
Totg
eborene pro 100 Geburten
Gruppe
I
II
III
IV
Stadt ....
8,03
3,41
3,60
2,72
Land ....
3,36
3,70
3,98
2
Aus dieser Tabelle geht hervor, dass auch auf dem Lande die
Natalität bei der wohlhabenden Klasse geringer ausfällt, als bei den
ärmeren Klassen. Soweit hat der Einfluss der Städte damit nichts
zu schaffen. Es geht aus diesen Zahlen hervor, dass die Frucht
barkeit in der Stadt bei den ärmeren Leuten sogar grösser ist; sie
ist demnach auch im Durchschnitt grösser, weil es viel mehr arme
als wohlhabende Leute giebt. Auch ist die Anzahl der Totgeborenen
auf 100 Geburten auf dem Lande (3,56) grösser, als in der Stadt (3,15).
Aber auch hier zeigt sich nun wieder eine nivellierende Kraft; die
Zahl der Stadtkinder wird im Vergleich zu denen der Landkinder
wieder herabgedrückt durch grössere Mortalität bei ersteren. Das
zeigt sich deutlich, wenn wir berechnen, wieviele Kinder pro Ehe
das 5. Lebensjahr erreichen.