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B. Referate. Urgeschichte.
zurückliegenden (wie aus beigefügten Zahlen ersichtlich) Eingravierungen von
den mutmaasslich antiken deutlich ab. — Die Frage, zu welchem Zwecke
diese Tausende von Zeichnungen angefertigt worden sind, hält schwer zu
beantworten. Zu reinem Vergnügen oder aus langer Weile dürfte man sich
die grosse Mühe kaum gegeben haben. Verfasser will nicht die Mutmaassungen
anderer Beobachter gerade in Abrede stellen. Es mag wohl möglich sein,
dass einzelne Zeichen Hieroglyphen vorstellen, dass andere, besonders die
Hörner, symbolischen Zwecken dienten, dass sie Unterscheidungszeichen für
Tribus, Familien oder einzelne Individuen hinsichtlich ihres Besitztums und
ihrer Beschäftigung gewesen sein mögen oder Ereignisse der Nachwelt über
liefern sollten u. a. m. Indessen glaubt er doch annehmen zu dürfen, dass
die grösste Mehrzahl der Darstellungen zu kulturellen Zwecken angefertigt
sein mag. Sicherlieh übte der imposante Ivegel des Monte Bego auf die
Bewohner des Landes in der Vorzeit einen geheimnisvollen Zauber aus und
mag auch für ein Heiligtum gegolten haben, zu dem in den Sommermonaten
die Hirten pilgerten, um hier religiösen Kult zu üben. Die Felsenzeich
nungen mögen daher eine Art von Votivgaben vorstellen, den Ausdruck
ihrer Wünsche für das Wohlbefinden der Heerden, die Sicherheit der Nieder
lassungen, für Zunahme des Besitztums und für guten Erfolg beim Aas
üben des Ackerbaus und der Jagd. Vielleicht kommt diese Annahme der
Wahrheit noch am nächsten.
Die vorliegende erste Arbeit macht uns mit der Geschichte der Felsen
zeichnungen von Monte Bego und der darüber existierenden Litteratur be
kannt, schildert mit peinlichster Genauigkeit die Mannigfaltigkeit derselben
und macht einen Versuch zu ihrer Deutung, die zweite Arbeit berichtet in
Form eines Tagebuches über die Ergebnisse der letzten Kampagne des Ver
fassers im Sommer 1902. 23 Tafeln der ersten und 10 Tafeln der zweiten
Arbeit veranschaulichen in Hunderten von Einzeldarstellungen die für uns
immer noch rätselhaften Felsenzeichnungen in den Thälern des Monte Bego.
Buschan-S tettin.
353. Albert Mayr: Die vorgesch. Denkmäler von Malta. Abhandl.
der k. bayr. Akademie der Wissensch. I. Kl., 1902. XXL Bd.,
3. Abh., S. 645—726, m. 12 Tafeln und 7 Plänen.
Die seit dem 17. Jahrh. bekannten megalithischen Bauten Maltas sind,
bei einem mehrmonatlichen Aufenthalt von neuem untersucht, doch werden
die lückenhaften Ergebnisse der schlechten Behandlung der Baureste und
dem Fehlen von Fundberichten zugeschrieben. Als uralte Heiligtümer sind
Gebäude anzusehen, deren offne Räume von einer halbkreisförmigen Um
fassungsmauer und leicht gebogenen Frontmauer umschlossen sind; die ovalen
Innenräume liegen hintereinander, im Zug der Eingangslinie stösst man dann
hinten noch, auf eine besondre Nische. Diese Grundform zeigt am reinsten