B. Referate. Ethnologie.
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332. Giglioli; Testa monumentale singolarissima da Ronongo
(isole Salomone). Archivio per Fantrop. e la etnol., 1903.
Vol. XXXIII, Fase. I, S. 81—84, 2 Abb.
Runder, subbrachycephaler, ziemlich kleiner, ganz erhaltener Schädel,
vollständig mit einer schweren, harten, schwarzen Paste ^überdeckt, mit
welchem die Gesichtszüge der Verstorbenen wieder hergestellt sind. Die
Lippen sind rot, die Nasenlöcher tiefblau gefärbt, die Augenhöhlen mit
Muschelstücken, die in der Mitte als Pupille ein Stück blaues Glas tragen,
ausgefüllt; mit Kalk ist die bei Festen übliche weisse Bemalung des Ge
sichtes aufgetragen. Solche Köpfe, „Batu“ genannt, kommen in das Ver
sammlungshaus, zuweilen auch in eine kleine Hütte, die die Nachbildung
eines Grabes darstellt. Verf. hält die „Batu“ nicht nur für eine Erinnerung,
gewissermaassen ein Porträt des Verstorbenen, sondern auch für einen
Talisman, in den die Tapferkeit und die Kraft des Verstorbenen (= „mana“)
übergehen, und der diese Eigenschaften dem jeweiligen Besitzer zuwende.
G. kennt ausser seinem kürzlich erworbenen Exemplar nur 2 in Oxford,
1 in Sidney und 1 in einer englischen Privatsammlung.
P. Bartelfi-Berlin.
333. Hahl: Feste und Tänze der Eingeborenen von Ponape. Ethno
logisches Xotizblatt, 1902. Bd. III, Heft 2, S. 95—102.
334. Born: Einige Bemerkungen über Musik, Dichtkunst und Tanz
der Yapleute. Zeitschrift für Ethnologie, 1903. Bd. XXXV,
S. 134—142.
So kurz diese sich ergänzenden Arbeiten über Feste und Tänze auf
einer Insel der östlichen und westlichen Karolinen sind, so muss man ihnen
doch grossen Wert beimessen. Gerade solche Dinge erfordern eingehende
Beobachtung, die so selten möglich ist. Sie verlangen nicht nur ein ästhetisches
Urteil — das ist das wenigste —, sondern vor allem eine genaue Dar
stellung der Umstände, die zu einem Fest oder Tanz führen, die Beziehung
zu Ernte, Aussaat, Wachstum, Jagd und andern Anlässen und womöglich
einen Überblick über sämtliche derartigen Ereignisse mindestens im Verlaufe
eines ganzen Jahres. Kommt dann noch die Frage an die Leute bezw. das
Augenmerk darauf hinzu, ob irgend ein Zweck mit der Ausführung jedes
einzelnen Festes, Tanzes u. dgl. m. erreicht werden soll, so lässt sich aus
der genauen Beschreibung des Verlaufs bisweilen ersehen, welchen Ursprung
und welche Bedeutung die Tänze u. s. w. ursprünglich gehabt haben.
Beide Verfasser haben in ihrer amtlichen Thätigkeit als kais. Vice-
gouverneur bzw. als Kais. Regierungsarzt längere Zeit zu Beobachtungen
Gelegenheit gehabt, und wenn ihre Arbeiten auch durchaus nicht erschöpfend
sind, so zeigen sie doch, welche Schätze dort verborgen liegen. Hahl be-