B. Referate. Ethnologie.
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griff „Arier“ könnte etwas schärfer Umrissen, „Rassen“ und „Yölker“ dürften
strenger auseinander gehalten sein. Überzeugt, dass „nur ein Teil, eine
Gegend des europäischen Festlandes“ die langgesuchte „Urheimat“ sein könne,
unterzieht De Michelis die verschiedenen europäischen Theorien, unter
denen er der skandinavischen, um die sich eigentlich in neuerer Zeit „der
ganze Streit gedreht“ habe, den „Ehrenplatz“ zugesteht, einer eingehenden
Vergleichung und Prüfung. Aber keine findet Gnade vor seinen Augen.
Die von der „nordischen Schule“ aufgestellte skandinavische Lehre sucht er
durch Einwendungen zu entkräften, die ich längst anderwärts als unberechtigt
zurückgewiesen habe und daher hier übergehen kann. Was aber, das ist
die Hauptsache, hat der italienische Verfasser an ihre Stelle zu setzen?
Die arische Sprache und Gesittung haben sich nicht im Schosse einer reinen
Rasse entwickelt, sondern das „Urvolk“ ist während der neueren Steinzeit
in den Donauländern aus einer Vermischung der ureuropäischen Rassen mit
asiatischen Rundköpfen, denen sogar die Hauptrolle zugeschrieben wird,
hervorgegangen. Selbsverstäudlicli glaubt der Verfasser, dass diese Hypo
these „allen Bedingungen, die wir für die Entstehung der arischen Völker
sippe voraussetzen müssen“, entspreche; aber allein die Thatsache, dass es
arische Völker von reiner oder doch fast reiner Rasse gab und trotz dem
ins Ungeheure gesteigerten Weltverkehr an geschützten Orten noch heute
giebt, bringt sie zu Fall. Ausserdem haben die keltischen und germanischen
Völkerwanderungen, die ja grösstenteils in die geschichtliche Zeit fallen,
eine dieser Annahme gerade entgegengesetzte Richtung. Dass einige in den
letzten Jahren erschienenen wichtigen Werke, so besonders die m. E. aus
schlaggebende Anthropologin suecica nicht mehr berücksichtigt werden
konnten, wird man zwar bedauern, aber entschuldigen. Mit der vorsichtigen
Zurückhaltung des wahren Forschers giebt der Verfasser am Schlüsse be
scheiden zu, dass seine Meinung „nur einen relativen Wert“ hat und dass
er sie von Grund aus umgestalten würde, wenn neue Thatsachen sie als
unzutreffend und unhaltbar erwiesen“ hätten. Nach meiner Auffassung sind
genug solcher Thatsachen bekannt. Ludwig Wilser-Heidelberg.
318: Thomas H. Bryce: Note on prehistoric human remains found
in the Island of Arran. Journal of the Anthropol. Institute
of Great Britain andlreland, 1902. Vol. XXXII, S. 398—406.
Auf der kleinen, Irland benachbarten Insel Arran ebenso wie auf der
nahen Halbinsel Kintyre kommen zwei Kulturformen vor. Die ältere ist
durch geteilte negalithische Kammern mit mehrfacher Bestattung ausge
zeichnet, ohne Durchgang, aber vielleicht mit einem Portal. Ebenso alt
sind negalithische Cisten in grossen Cairns. Das Gerät besteht nur aus
Stein, die Erzeugnisse der Töpferei sind stets mit rundem Boden versehen,
und entweder kleine Schalen mit Handgriffen oder Gefässe mit scharf abge-