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ß. Referate. Urgeschichte. 237
III. Urgeschichte.
I. Europa.
a. Frankreich.
269. E. Fournier und J. Repelin: Recherches sur le préhistorique
de la Basse-Provence. Marseille 1901. 4°, 64 S. mit 8 Taf.,
1 Karte und zahlr. Textfiguren.
Nachdem bereits seit 1890 E. Fournier methodische Ausgrabungen in
Mer Umgegend von Marseille ausgeführt und dabei bemerkenswerte Resultate
aufzuweisen hatte, worüber zahlreiche Publikationen erschienen sind (vergl.
u. a. Les stations préhistoriques des environs de Marseille in L’Anthropo
logie 1895, S. 653 ff.), hat sich in den letzten Jahren J. Repelin, G-eologe
vom Fach, hinzugesellt, um diese Untersuchungen fortzuführen, die durch
die Berufung E. Fourniers an die Universität von Besançon eine Unter
brechung zu erleiden drohten. — Die Schrift berücksichtigt ausser den
Kulturresten auch genügend die Tierreste, unter welchen begreiflicher Weise
die von den Küstenbewohnern weggeworfenen Muschelschalen eine bedeutende
Rolle spielen. Bemerkenswert ist es, dass gut charakterisierte Niederlassungen
der Magdalenienne-Epoche in der Basse-Provence nicht festgestellt sind.
Reste des Renntieres fehlen und mithin auch die auf die Verarbeitung des
Renngeweihes sich stützende Industrie und Kunsterzeugnisse. Einige Stationen,
in welchen Thongefässe nicht vertreten sind, kann man allenfalls der Cam-
pignienne-Epoche zurechnen, doch sind sie nicht genügend gekennzeichnet
durch die für dieselbe typischen Silexartefakte. Überhaupt wurden meist
nur sehr kleine Kieselartefakte aufgefunden, entsprechend dem aus kleinen
Konkretionen bestehenden Rohmaterial. Die der neolithischen Periode sensu
stricto angehörigen Stationen weisen Knochenartefakte und Thongefässe auf,
welche vielfach Analogien mit Funden aus den Pfahlbauten der Schweiz und
den Dolmen der Bretagne zeigen. Eine ganz eigenartige Ornamentik tragen
die Thongefässe des Abris du cirque rocheux de Châteauneuf-les-Martiques.
Es sind hier nämlich alle Vertiefungen in den weichen Thon mit dem kleine
halbkreisförmige Zackung aufweisenden Rande der Herzmuschel (Cardium
edule) hergestellt: Zickzack, Wolfszahn u. s. w.; auch die Stelle von Henkeln
vertretenden Buckel sind z. T. durch Abdrücke des Innern von Muscheln
erzeugt. Die zahlreichen Bestattungen in Grotten ergaben viele menschliche
Skelettreste, u. a. einen dolicliocephalen Schädel (Grotte de Laseours). —
Eie im Maassstab 1 : 80000 beigegebene Carte palethnologique des environs
6e Marseille bietet eine dankenswerte Ergänzung der mit vielem Eifer und
grosser Sachkenntnis ausgeführten Untersuchungen, die hoffentlich in gleicher
Weise eine Fortsetzung finden. Br. Otto Schoetensack-Heidelberg.