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B. Referate. Ethnologie.
Wir müssen dem Yerf. für seine fleissige und übersichtlich orien
tierende Arbeit sehr dankbar sein, die eine fühlbare Lücke der Litteratur
ausfüllt. Die einschlägige Litteratur ist schwierig zu beschaffen, noch
schwieriger, von ihr überhaupt Kenntnis zu erhalten. Yerf. erreichte beides
und bietet eine übersichtliche Bearbeitung. Hoffentlich folgen bald andere
„Gruppen“ in gleicher Art und Weise nach. Einen nicht minderen Dank
verdient die Wiener anthropologische Gesellschaft für die mustergiltige
Drucklegung. Br. R. Lehmann-Nitsche-La Plata.
261. R. Karutz: Engano-Popolo. Malayische Einflüsse im Bismarck-
Archipel. Globus 1903. Bd. LXXXIII, Nr. 2.
Die wenig zahlreichen, aber durch ihre charakteristische Form auf
fallenden und gut bekannten Speere von Engano in Beziehung zu setzen
zu den eigentümlichen Hau- und Reisswuiffen von Popolo ist der Zweck der
vorliegenden Arbeit. Kannte man bisher die Engano-Speere nur mit eiserner
Klinge, so kann Karutz aus den Beständen des Museums für Yölkerkunde
in Lübeck vier Exemplare aus Engano mitteilen, welche sicher die Vor
läufer oder Urbilder der eisernen Spitzen darstellen. An dem einen Speer
ist das Mittelstück der Spitze ein breiter, platter, mit einem Holzfutter
ausgefüllter Röhrenknochen, der an den zwei gegenüberliegenden Kanten
mit je drei Längsschlitzen zur Aufnahme eiserner zweischneidiger Zacken
versehen ist. In das obere Ende des Knochens ist eine Schneide einge
klemmt. An dem zweiten Speer besteht das Mittelstück der Spitze gleich
falls aus einem Röhrenknochen, dessen Schmalseiten jedoch nur zweimal
zur Aufnahme der Eisenzacken durchbohrt sind; in das obere Ende ist ein
scharfrandiges Eisen von unregelmässig viereckiger Gestalt eingelassen. Der
dritte Speer zeigt das Mittelstück der Spitze aus Holz, wenn auch ebenso
geformt, wie bei den beiden vorhergehenden, die Schmalseiten tragen Aus
schnitte zur Aufnahme eiserner Zacken. Der vierte Speer trägt eine Eisen
spitze von der Form etwa einer Messerklinge, deren Rücken 6 Zacken trägt.
Der zweite, dritte und vierte Speer zeigen auf dem Schaft ein Zickzack
ornament, zu welchen sich auch Spiralmotive gesellen.
Es geht zunächst aus den Stücken hervor, dass der Eisenzeit von
Engano eine Stein- und Holzzeit vorausging, und der Übergang vollzog sich
ohne prinzipielle Änderung der Typen, abgesehen von solchen, die das Material
nötig machte. Die Ähnlichkeit dieser Speere mit denen von Popolo, welche
zahnförmige Zacken aus Schildkrot tragen, ist augenfällig. Zur Erklärung
dieser Übereinstimmung erwähnt Verfasser folgende Möglichkeiten: 1. Es
können alte Engano-Speere nach Popolo gelangt sein, sodass wir in den
Waffen dieser Insel die Form der ersteren im Original oder nachgeahint
wiederfinden. 2. Es sind Engano-Speere der Eisenzeit nach Popolo ver
schleppt und von den dortigen Eingebornen in dem Material ihrer Insel