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A. Originalarbeit.
namen, endlich ihre archäologische Hinterlassenschaft bezeugt, wozu
ältere und jüngere Winkelbandkeramik gehören.
Am Ende der neolithischen Periode kreuzte sich im Mittel
rheinlande mit der von den Altligurern geübten, steifen Winkel
bandkeramik, die in süd-nördlicher Linie vorgedrungen war, die aus
dem Osten stammende Spiralkeramik, welche thrakisch-illyrische
Stämme auslibten. Die Resultate dieser Kreuzung ergaben den
Albsheimer Typus, der beide Motive, das Winkelband und die
Bogenlinie, in sich zu einem dritten Typus vereinigt. 5 ) Wenn
Köhl mit Recht anführt, dass „die Ornamentik hier schon mehr
verflacht und verwildert ist“, so steht dies mit der Thatsache der
Kreuzung zweier Stilrichtungen im Zusammenhang, wobei nichts
Besseres herauskommen kann, zweitens mit dem Gebrauche des
Metalles, hier in Form von dreieckigen Kupferdolchen und Bronze-
spiralen, der stets auf die Keramik degenerierend gewirkt hat. 6 )
Die Albsheimer Periode 7 ) bildet den Abschluss der
neolithischen Phase im Mittelrheinlande und den Übergang
zur Metallzeit. Wenn die Etappen, auf denen die Spiralkeramik
aus Mösien und Dacien längst der Donau nach Westen bis zum
Neckar und Rhein vordrang, noch reichhaltiger festgestellt sein
werden, 8 ) ebenso die betreffenden Grabfelder, die jetzt noch selten
sind, dann wird unsere, die Forschungen im Ost und West, zusammen-
fassende Gesamtansicht von der Gegenwirkung der verschiedenen
Formenkreise zur neolithischen Periode und vom Einfluss, den der
Osten Europas und die Balkanhalbinsel auf die Weiterentwicklung
dieser Periode und ihren Übergang zur vollen Metallzeit ausgeübt
hat, noch im Einzelnen bestätigt und ausgearbeitet werden können.
Die Thalengen des Rheins und der Donau brachten die Urein
wohner und ihre Schnittpunkte die Weiterbildung der Kultur.
Naturgemäss häufen sich diese Funde im ersten Teile dieses
Landes, von Strassburg abwärts über Neustadt, Dürkheim, Worms,
Mannheim bis Mainz, Bingen, Wiesbaden. In Rücksicht auf die
5) Köhl a. 0. S. 12.
6) Über das Albsheimer Grabfeld vgl. Mehlis: „Studien der ältesten Ge
schichte der Rheinlande“, II. Abt. S. 13—29. Köhl: Neue prähistorische Funde
aus Worms u. Umgebung, S. 57, Nr. 3 u. 4.
7) Im Gegensätze zu Dr. Köhl, der „über die neolitliische Keramik Süd
westdeutschlands“ S. 11 behauptet: „Auf diesen — den Albsheimer — Gefäss-
typus habe ich zuerst aufmerksam gemacht“, stelle ich fest, dass in den „Studien
zur ältesten Geschichte der Rheinlande“ III. Abteilung, S. 17, Fig. 5 zuerst
von mir dieser Typus festgestellt und S. 17—19 in seiner Eigentümlichkeit
beschrieben wurde.
8) vgl. Schliz a. 0., S. 11: Karte der bandkeramischen Stationen.