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C. Kongressbericht.
Andere "Vorträge beschäftigen sich mit dem Stufenbuch (Stepennaja
knige), einer altrussischen Genealogie, mit einem kleinrussischen Philosophen
Skoworod, mit Evangelien-Handschriften u. s. w.
In der 7. Sektion (Klass. byzant. westeuropäische Altertümer)
wurden einige Vorträge gehalten, von denen wenigstens die Titel hier mit
zuteilen wären. D. W. Ainalow sprach über die Ceremonien und Empfänge
der russ. Fürstin Olga am kaiserlichen Hof zu Konstantinopel, wobei er den
merkwürdigen Thronsessel des Kaisers ausführlich beschreibt. Kulakowski
schildert die Einrichtung eines byzantinischen Lagers im X. Jahrhundert;
das Lager war für 16 000 Mann festgesetzt. Shyssojew erörterte die
Nationalität der Kimerier, ohne zu einem völlig abschliessenden Urteil zu
gelangen; er meint, das Wort Kimerier sei kein griechisches.
Aus den Vorträgen der 8. Sektion (Slavische Altertümer) sei hin
gewiesen auf eine Mitteilung Lipowskis: Kann man infolge philologischer
Erwägungen die Gorodischtschen des Dnjeper Gebietes (Pridnjeprowja) den
Slaven zusprechen? Der Vortragende beantwortet die Frage mit „nein“.
Es kann als eine ausgemachte Thatsache gelten, dass jene Grodischtschen
eine skythisch-griechische Kultur aufweisen; überdies sind die Skythen nicht
als Slaven anzusehen.
In der archaegraphischen 9. Sektion wurde nur über die Ein
richtung von Archiven in Russland verhandelt.
D. Tagesgeschichte.
Görz. Am 20. Februar verstarb im Alter von 82 Jahren der österreichische
Diplomat Karl Ritter von Scherzer, der sich bekanntlich vom Setzerlehrling
bis zum bevollmächtigten Minister emporgearbeitet hatte. Seine Verdienste um die
Ethnographie hatte er sich in erster Linie als Teilnehmer der Novara-Expedition
und Bearbeiter des „wissenschaftlichen Teiles“ dieser Reise erworben.
Königsberg. H. Kemke wurde als Custos des Prussia-Museums angestellt.
Stockholm. Die Verwaltung des von Dr. Arthur Hazelius gegründeten
Nordischen Museums hat als Direktor des eigentlichen Museums Dr. Bernhard Salin,
bisherigen Assistenten am historischen Staatsmuseum, und als Direktor des Freilufts
museums Skansen, Dr. Gunnar Hazelius, den Sohn des Begriindes. bestimmt.
Aufruf.
Mit der Herstellung eines Sammelbandes der kleineren archäologischen Schriften
des f Dr. Otto Tischler beschäftigt, richtet der Unterzeichnete hierdurch an alle
Freunde Tischler’s die Bitte, ihm von dem Vorhandensein solcher Schriften Kenntnis
zu geben, soweit sie nicht schon von Prof. Dr. Lindemann in den Schriften der
physikalisch-ökonomischen Gesellschaft in Königsberg Bd. XXXII (1891, in seiner
Rede am Sarge Tischler’s) und von dem Unterzeichneten an derselben Stelle
Bd. XXXVI (1895), Sitzungsberichte S. 34 Anm. 29, sowie im Vorwort zu dem von
Tischler hinterlassenen Tafelwerke über ostpreussische Altertümer (Königsberg 1902)
S. 8 Anm. 1 aufgeführt sind.
Heinrich Kemke, Königsberg i. Pr., Steindamm 165/166.