B. Referate. Ethnologie.
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zwei Reihen aufgestellt, und die beiden Idole dazwischen gesetzt. Der
Kranke nimmt an der Seite des „Boots“ Platz. Drei bis vier Schamanen
ergreifen die Stangen und arbeiten damit l J / 0 Tage lang, als wenn sie das
Fahrzeug fortstossen wollen, worauf sie erklären, dass die Unterwelt erreicht
sei. Um die Seele freizumachen, bedarf es der Hilfe jener Idole. Erst
nach 1 —1^/2 tägigem Kampfe gelingt endlich das Vorhaben, und man tritt
am vierten Tage die Rückfahrt an, bei der sich der Patient nunmehr im
Boote befindet. Schliesslich wird ihm die Seele wieder eingesetzt. Hoffentlich
gelingt es noch in letzter Stunde einem geschulten Beobachter, diese merk
würdige Ceremonie im einzelnen zu studieren und die Bedeutung der an
den Brettchen gemalten Symbole zu erklären. p Ehrenreich-Berlin.
208. Fr. Starr: Physical characters of the Indians of Southern
Mexico- University of Chicago Decennial Publications IV.
Chicago 1902.
In dieser Arbeit giebt der Verf. eine Übersicht der anthropologischen
Ergebnisse seiner im Jahre 1895 unternommenen Reise durch das südliche
Mexico von Oaxaca nach Guatemala. Die untersuchten Eingeborenen ge
hören 23 verschiedenen Stämmen an, verteilt auf die Sprachfamilien der
Nahuatl, Tarasca, Zoque, Totonaco, Zapotheken, Othomi, Maya, Huave,
Chinanteken und Tepehua. Programmmässig sollten von jedem Stamm
100 Männer und 25 Weiber gemessen werden, im Ganzen also 2875 Per
sonen. Die wirklich erreichte Zahl beträgt 2847. Die am meisten charak
teristischen Individuen wurden photographiert, und eine Auswahl aus den
600 Aufnahmen für das kürzlich publizierte ethnographische Album zusammen
gestellt. Ausserdem wurden von jedem Stamm fünf Köpfe in Gyps gegossen.
Besondere Aufmerksamkeit wurde der Frage gewidmet, in wieweit die lin-
guistischen Gruppen sich mit den anthropologischen decken. Aus den allge
meinen Bemerkungen sei hervorgehoben, dass mongoloide Schlitzaugen zwar
Vorkommen, aber nicht das gewöhnliche sind. Die vorherrschenden Plaut
farben sind nach sieben kolorierten Normalproben bestimmt. Die wichtigsten
körperlichen Indizes sind in Vergleichstabellen niedergelegt. Was die Körper
grösse anlangt, so gehören 19 der vertretenen Stämme zu den kleinwüchsigen
Typen unter 1600 mm, kein Stamm ist übermittelgross; Frauen sind häufig
u nverhältnismässig kleiner als Männer. Der Arm ist im Verhältnis zur Ge
samthöhe lang, doch sind die individuellen Schwankungen beträchtlich. Der
Index der Spannweite ist geringer als man nach der bedeutenden Armlänge
Un d Brustweite erwartet (102—105 mm). Die Rumpf länge, bestimmt nach
dem Sitzhöhenindex, ist beträchtlich, 51,6—53,9 °/ 0 und scheint unabhängig
von der Meereshöhe des Wohnsitzes zu stehen.
Der Index der Schulterbreite erwies sich grösser, als die Zierlichkeit
des Brustkorbes bei den Meisten erwarten Hess. Sein Mittel bewegt sich