Internationales Centralblatt
für
Anthropologie und verwandte Wissenschaften
in Verbindung mit
D. Anutschin-Moskau, T. de A ranz ad i-Barcelona, G. Colini-Rom,
A. Götze-Berlin, Fr. Heger-Wien, J. Heierli-Zürich, A. H. Keane-London,
Y. Koganei-Tokyo, F. v. Luscban-Berlin, L. Manouvrier-Paris,
K- M arti n-Zürich, O. M on te 1 iu s-Stockholm, S. R e i n a c h-Paris,
L. Stieda-Königsberg, A. v. Török-Budapest und anderen Fachgenossen
herausgegeben und geleitet von Dr. phil. et med. G. BuSChan, Stettin.
8. Jahrgang. Heft 3. 1903.
A. Originalarbeit.
Russland in archäologischer Beziehung.
Von D. N. Anutschin. 1 )
(Schluss.)
Wer diese Skythen eigentlich waren, ist nicht mit Sicherheit
bekannt; dem Anschein nach war dies hei den Griechen ein allge
meiner Name für einige hier lebende barbarische Völker, die teils
Nomadisierten, teils den Ackerbau betrieben. Nach einigen auf uns
gekommenen Abbildungen von diesem Volke hatte es keine mon
golischen Züge und trug einen Bart; einige Eigennamen lassen
darauf schliessen, dass sich iranisches Element in seiner Mitte befand.
ist die Meinung ausgesprochen worden, man könne in den Skythen
die Vorfahren der späteren Germanen und Slaven sehen. Über die
Sitten und Gebräuche dieses Volkes hat am eingehendsten Herodot
berichtet, der die nördlichen Küsten des Schwarzen Meeres im
b- Jahrhundert v. Clir. besuchte.
Zu jener Zeit blühten schon in dem jetzt zu Russland gehörigen
Küstenland am Schwarzen Meere griechische Kolonien, die von den
ionischen Griechen in Kleinasien, hauptsächlich aus Milet gegründet
Worden waren — Olvia (an der Mündung des Dnjepr), Pantikapaeon
(ao der Stelle des heutigen Kertsch), Phanagoria (gegenüber Panti
capaeon), Tiros, Tanais u. a. Es waren dies kleine Republiken, die
1) Aus dem russischen „Encyklopädi sehen Wörterbuch, herausg. von
jb’ockhaus und Efron“ (Bd. XXVIII, St. Petersburg 1900), übersetzt von T. Pecli-
Leipzig
Intern. Centralblatt für Anthropologie. 1P03.
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