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B. Referate. Urgeschichte.
Periode jenseits der urgermanischen Grenzen Funde fast völlig fehlen. Etwas
später als die Illyrier und Griechen (um 1600) scheinen sich innerhalb
Ungarns die Thralten aus zerstreuten Siedelungsgebieten zu einer engen
Gruppe zusammengeschlossen zu haben. Durch sie erfolgt dann in der
dritten Bronzeperiode eine abermalige starke Besiedelung Ostdeutschlands
bis zur Saale, Elbe und Havel mit Einschluss Nordböhmens, jedoch mit
Ausnahme Hinterpommerns, Westpreussens und des Nordstriches von Posen.
Ihre früheste Nordgrenze wird am besten durch die Grenze der Brandgräber
mit den ältesten Formen der Buckelurnen und deren typische Begleiter
scheinungen umschrieben. K. bezeichnet dieses aus Ungarn und Galizien
eingedrungene Volk nach seinen noch in historischer Zeit nördlich der Karpathen
nachweisbaren Überresten als Karpodaken.
Eine kurze Inhaltsangabe kann natürlich wenig mehr als eine Mit
teilung der Ergebnisse bieten. Und doch sind es nicht sowohl diese, als
vielmehr die Art ihrer Begründung, die die Arbeit zu einer so bedeutenden
Erscheinung der prähistorischen Litteratur stempelt. Geistvolle Ursprungs
theorien hat schon mancher angestellt. Hier aber wird zum ersten Male
der Weg gewiesen, auf dem sich, wenn auch vielleicht erst an der Hand
eines viel reicheren Materiales, als dem Verfasser zu Gebote stand, wirklich
sichere Resultate gewinnen lassen. Der Urgeschichtsforschung eröffnet sich
damit ein Ausblick in unermessliche Fernen. H. Seger-Breslau.
B. Specielles.
a) Deutschland.
136. J. Harbauer: Katalog der Merowingischen Altertümer vor
Schretzheim im Bayer. Schwaben. 2 Teile mit 6 Taf. 8°
98 S. (Gymnasial-Programm Dillingen) 1900/1 und 1901/2
Der historische Verein Diilingen hat seit 1890 ein merowingischs
Gräberfeld bei Schretzheim systematisch untersucht mit dem ausserordentlih
günstigen Resultat, dass 333 Gräber mit meistens reichen Beigaben auf£-
deckt wurden. Die Fundstücke, welche in der Sammlung des historiscfen
Vereins zu Dillingen aufbewahrt werden, sind in dem vorliegenden Katalge
gräberweise zusammengestellt und werden Stück für Stück exakt beschriefen.
Für die Kenntnis der Grabeinrichtung ist wichtig, dass auch die Lage der
Gegenstände zum Skelett angegeben ist. Ebenso ist das Geschlecht der
Bestatteten angeführt, wenn es aus der Grösse der Skelette und der Art
der Beigaben bestimmt werden konnte. Seltene Stücke sind fünf golene
Hängebrakteaten (Grab 33). Die unter Nr. 1586, 2406 und 2665 als
Nadeln bezw. Ohrlöffel angeführten Geräte könnten nach der Beschreiung
vielleicht Schreibgriffel sein. Es verdient hervorgehoben zu werden, dass
auch in diesem Merowinger-Gräberfeld, welches einen ganz reinen Chankter