B. Referate. Ethnologie.
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egrmanischen Ursprungs. Auch dieser Auffassung tritt Moos entgegen und
weist nach, dass in einem ganz germanischen Gebiet nur Einzelhöfe Vor
kommen. Er sagt: „Nach unserem Ermessen ist die vereinzelte Lage der
schön arrondierten luzernischen Bauernhöfe auf eine Siedelung zurückzu
führen, welche relativ spät, zu einer Zeit erfolgte, da in den Gegenden
älterer Dorfsiedelung das blosse kollektive Nutzungsrecht an der Feldflur
bereits einem sichern, festen Eigentumsrecht an Grund und Boden auch
ausserhalb der Hofraite gewichen war. . . und in der Folge bereits eine
gewisse Rechtssicherheit Platz gegriffen hatte, so dass für die Form, Art
und Weise der Siedelung gegenüber den Zweckmässigkeitsgründen alle andern
Rücksichten in den Hintergrund treten konnten“. Br. J. Heierli-Zürich.
124. Albert Volkart: Dreifelder- und Egertenwirtschaft in der
Schweiz. Forschungen auf dem Gebiet der Landwirtschaft.
Festschrift zur Feier des 70. Geburtstages von Prof. Dr.
A. Krämer. (Frauenfeld) 1902, S. 366—404.
Verfasser giebt eine historische Übersicht über die beiden Wirtschafts
systeme und zeigt, dass die Unterschiede zwischen beiden immer mehr ver
schwinden. „Die wirtschaftlichen Veränderungen verwischen die geschichtlichen
Gegensätze.“ Br. J. Heierli-Zürich.
125. F. G. Stehler: Ob den Heidenreben. (Monographien aus den
Schweizeralpen.) Als besondere illustrierte Beilage zum
Jahrbuch des Schweiz. Alpenklub herausgegeben. Zürich
1901. VIII und 112 S. Gross 8°.
Unfern des am Eingang ins Zermatter Thal gelegenen Fleckens Visp
im Kt. Wallis liegen die sog. Heidenreben, die einen ausgezeichneten Wein
liefern. In der ob den Heidenreben gelegenen Gemeinde Visperterminen
Wohnt ein halb nomadisches, einfaches und gesundes, die alten Vätersitten
treu bewahrendes Völklein. Dr. Stebler, Direktor der Eidg. Samenkontrol-
station, ein besonderer Kenner der ethnologischen Verhältnisse des Wallis,
hat es nun unternommen, das Leben und Treiben der „Terbiner“ zu be
schreiben und er thut das mit solcher Sachkenntnis und dabei in so ein
facher und schlichter Art, dass sein Werklein geradezu als eine Muster
leistung zu bezeichnen ist. Nicht bloss werden Land und Leute beschrieben,
sondern auch deren Geschichte, Sagen, Poesie, Volkswitz, besonders aber
die Beschäftigung in Haus und Hof, in Feld und Stall, in Weinberg und
au f den Alpen. Das in unserm zivilisierten Europa so selten gewordene
Nomadisieren und andere urzeitliche Einrichtungen und Gepflogenheiten werde
kurz und treffend geschildert und durch gute Bilder illustriert. Hoffentlich
lässt der Verfasser dieser ersten Monographie aus den Schweizeralpen recht
bald eine zweite folgen! Br. J. Heierli-Zürich.