ß. Referate. Ethnologie.
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XVII. Jahrhundert, also während der französischen Regierung wieder teil
weise zum germanischen Typus zurückgekehrt ist. Das hängt, nach H.,
mit der grossen Verwüstung und Entvölkerung des Landes in der ersten
Hälfte des XVII. Jahrhunderts zusammen. Es kamen damals zahlreiche
Einwanderer aus Deutschland, welche den körperlichen Typus der Einwohner
stark beeinflussten, sodass die Regermanisierung des Elsasses eigentlich der
französischen Verwaltung zu verdanken ist, Avelch» diese Einwanderung be
günstigte. Der neue Zufluss germanischer Rassenelemente seit 1871 kann
wohl nur den Typus in selbigem Sinn modifizieren, sodass die physischen
Eigentümlichkeiten der Elsässer im Vergleich zu den andern Deutschen
mehr und mehr verschwinden werden. Dr. L. Laloy-Bordeaux.
120. F. Delisle: Les déformations artificielles du crâne en France.
Carte de leur distribution. Bulletins et Mémoires de la
Société d’Anthropologie de Paris, 1902. Serie V, tome III,
S. 111—167.
Verf. teilt die Ergebnisse seiner langjährigen Untersuchungen mit,
welche so eingehend waren, dass sie eine gute kartographische Darstellung-
erlaubten. Danach gruppiert sich die Sitte der Deformation in einem* Frank
reich von Norden nach Süden durchziehenden Streifen. Das Gebiet östlich
einer Linie von dem Departement Aisne zu dem Departement Bouches du
Rhone, ferner die Departements Manche, Vendée, Cantal, endlich den Zwickel
zwischen Gironde, Lot et Garonne; Gers und Pyrenäen sind von Defor
mationen frei. Deren grösste Häufigkeit findet sich in Seine inf., Deux-
Sèvres, Haute Vienne, Creuse, Tarn et Garonne, Haute Garonne, Tarn,
Ariège, Aude. Meist handelt es sich um die Deformation, welche eine V er-
längerung des Schädels in sagittaler Richtung bedingt. Im Südwesten des
Landes kommt eine weitere Deformation vor, die eine Verkürzung in sagittaler,
dagegen eine Verbreiterung in transversaler Richtung zur Folge hat. Sie
ist weniger regelmässig als die erstere und wird nicht durch besondere Vor
richtungen zu Wege gebracht, sondern ist eine Folge des dauernden Liegens
des Kindes auf harter Unterlage, wobei der Kopf durch ein Tuch oder
ähnliches fixiert ist. Neben dieser Abplattung des Kopfes in transversaler
Richtung geht die Plagiocephalie einher, welche sich in eben so einfacher
Weise erklärt. Das Kind wird immer in der gleichen Lage in der Wiege,
aber auch diese immer in der gleichen Orientierung zum Fenster unterge
bracht. Das Kind sucht den Kopf dem Lichte zuzuwenden, kann aber den
fixierten Kopf nicht frei bewegen und wird daher eine Mittellage einnehmen,
welche die Fixierung und die Lage dem Lichte zu gestattet. Die Folge
dieser längere Zeit hindurch eingehaltenen Lage ist nicht symmetrische,
sondern asymetrische Abplattung, Plagiocephalie.
Die Deformation des Schädels nimmt allgemein ab; sie war ebenso