B. Referate.
I. Anthropologie.
58. A. Sokolowski: Menschenkunde. Stuttgart, Berlin, Leipzig,
Union, Deutsche Verlagsgesellschaft. 1901. Mit 41 Tafeln,
316 Seiten.
Der Verf. sagt in der Vorrede: er wolle, da Rankes „Der Mensch“
als Volksbuch zu umfangreich sei, die Lücke ausfüllen, und dies ist ihm
auch gelungen, indem er in knapper Form uns das Wissenswerte aus der
Naturgeschichte der Menschen bietet. Er will das Buch nicht nur für die
Gebildeten geschrieben haben, sondern auch für die Studierenden der
Medizin und Naturwissenschaft; auch in den höheren Schulen soll es ge
braucht werden, was jedoch dem Ref. wegen des ersten Abschnittes der
ersten Abteilung, Herkunft und Entwicklung des Menschen etwas bedenklich
erscheint. Das Werk geht von der biologischen Auffassung der Anthropologie
aus, der Mensch ist ein Produkt der Existenzbedingungen seines Auf
enthaltes. Im Folgenden wird die Stammesgeschichte des Menschen, sein
Vergleich mit den anthropomorphen Affen, die Gestalt desselben in ihrer
Besonderheit, Proportion und Ästhetik, Abnormitäten, Geschlechtsdimorphismus,
Haut, Haar und Augen, die Schädelkunde besprochen. Der zweite Abschnitt
ist der eigentliche ethnographisch-anthropologische Teil, in welchem die
einzelnen Völker nach ihrem Wohnort, Sitten und Gebräuchen geschildert
werden; die eigentliche Beschreibung des Körpers steht jedoch im Vorder
gründe und wird durch vorzügliche Abbildungen (nach Originalphotographien)
unterstüzt. Auch Ref. wünscht, dass das Buch in der Bibliothek eines
jeden Gebildeten gefunden werde, denn bei dem heutigen gewaltigen Handels
und Weltverkehr ist eine allgemeine Kenntnis der sogenannten „Wilden“
unerlässlich. Prof. Dr. Winkelmann-Stettin.
59. G. Schwalbe: Über die Fontanella metopica (medio-frontalis)
und ihre Bildungen. Zeitschr. für Morphol. u. Anthropol.
1901. Bd. III, S. 93—129. (2 Taf. u. 9 Textfig.)
Nach kritischer Beurteilung und Anführung der Litteratur (fast nur
französisch und italienisch) beschreibt Verf. eine Reihe Fälle von medio
frontaler (metopischer) Fontanelle und von ihr abzuleitender Bildungen. An
7 Kinderschädeln fand sich eine fontanellartige Stelle oder eine kleine
Quernaht der Stirnnaht; stets mindestens innerhalb des unteren nasalen
Drittels der Stirnnaht, meist sogar innerhalb dieses Sechstels; bei jüngsten
Kindern unter, bei älteren etwa in der Verbindungslinie beider Stirnhöcker.