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B. Referate. Urgeschichte.
S) Österreich-Ungarn.
49. J. L. Pic: Cechy predhistoricke. (Das vorhistor. Böhmen.
Auf Grund der prähist. Sammlungen d. kgl. böhm. Landes
museums geschildert.) Prag, Eigenverlag. Bd. I. 1899.
220 SS., 87 Taf. u. 4 Karten. Bd. II. 1900. 162 SS. 37 Taf.
3 Karten und zahlr. Abb. im Texte.
Mit diesen zwei umfangreichen und inhaltsvollen Bänden beginnt der
Verf. unter Mithilfe der böhm. Akademie d. Wissenschaften ein für die
ganze Archäologie Mitteleuropas bedeutendes Werk herauszugeben, welches
die im böhm. Landesmuseum besonders durch die mehrjährige Thätigkeit
des Yerf. und seine systematischen Ausgrabungen angehäuften prähistorischen
Altertümer geordnet vorführt und sie für die Deutung der Vorgeschichte
Böhmens auszunützen trachtet. Wenn auch bezüglich einzelner Fragen
eine andere Deutung als die gebotene möglich ist und anderen Forschern
(vgl. Buchtelas Referat, s. dies Centralbl. YI, p. 63), sowie auch dem Ref.
annehmbarer erscheint, so wird doch die vorliegende Arbeit schon wegen
des systematisch geordneten, reichen Materials stets einen Grundstein für
weitere Forschungen bilden. Die zahlreichen Abbildungen und die an
geschlossenen Verzeichnisse der Fundstätten werden jedem Forscher will
kommen sein.
In der Einleitung zum I. Bande bespricht Y%rf. die Thesen über die
älteste Besiedlung Böhmens, führt die Ansichten der alten Chronikschreiber
an, nach denen die Cechoslaven (Bohemi) als die ersten Ansiedler angesehen
wurden, zeigt, wie allmählich die geschichtlich verbürgten Bojer und Marko
mannen jenen vorangestellt wurden, bespricht die Frage vom Ursprünge der
Slaven vom historischen, etymologischen und archäologischen Standpunkte
und stellt dann all diesen Thesen den archäologisch festgestellten That-
bestand gegenüber.
Nach einer kurzen Aufführung der spärlichen Spuren der diluvialen
Menschen in Böhmen werden im I. Bande die zahlreichen Reste des „Hocker
geschlechtes“ besprochen und gedeutet. Dieses Geschlecht bildete nach
Yerf. bei seinem Auftreten in Böhmen keine selbständige und eigenartige
Kulturgruppe, denn in der Keramik der ältesten Gräber und Ansiedlungen
finden wir vier verschiedene Kulturen vertreten: die schnurverzierte, die den
Dolmen eigenartige, die 11 aschenförmige und die durch das Stich- und
Volutenornament charakterisierte Keramik. In Böhmen und Thüringen zwar
auf einem Boden vereinigt, erscheinen diese Kulturen anderwärts lokal ge
trennt. Hingegen hat die nordische, die Pfahlbau- und die östliche gemalte
Keramik überhaupt nur wenige Vertreter in Böhmen aufzuweisen. — Das
Hockergeschlecht selbst kam nach Verf. aus Thüringen nach Böhmen und
entwickelte sich dort weiter. „Zu der Zeit, als in Thüringen noch die