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B. Referate. Urgeschichte.
vor.“ Da die Stempel oft sehr verwischt oder aus anderen Gründen schwer
lesbar sind, dürften sich viele gestempelte Kasserollen noch der allgemeinen
Kenntnis entziehen. Um zu weiterer Untersuchung anzuregen, hat Verfasser
am Schluss des Abschnittes ein Verzeichnis aller ihm bekannt gewordenen
Kasserollenstempel zusammengestellt.
Als Anhang ist dem Buche eine Abhandlung über spätrömische
Silberbarren beigegeben, die auch in weiteren Fachkreisen Interesse erregen
wird, im Hinblick auf die Hacksilber Währung einer weit späteren Zeit.
Den Schluss bildet ein vierfaches Register. — Die Ausstattung des Textes
und der Tafeln ist vortrefflich. Heinrich Kemke-Königsberg.
47. Friedei: Bericht über das Königsgrab von Seddin. Verhandl.
der Berlin, anthropol. Ges. 1901. Bd. XXXIII, S. 64. —
Friedei: Das Königsgrab von Seddin. In: Das Märkische
Museum der Stadtg’emeinde Berlin von 1874—1899. Fest
schrift z. 25jähr. Bestehen. S. 33—38. 6 lithogr. Tafeln u.
3 Textabbild. Berlin, P. Stankiewicz Buchdruckerei, 1901.
In der Gemarkung Seddin, Kreis West-Prignitz, liegt ein isolirter
Hügel im freien Felde, das Königsgrab genannt, an dem die über die ganze
Prignitz verbreitete Sage, dass ein Riesenkönig in einem dreifachen Sarge
bestattet liege, noch am meisten haften geblieben ist. Und in der That,
die vom Verf. daselbst vorgenommenen systematischen Ausgrabungen haben
festgestellt, dass hier eine Persönlichkeit der Vorzeit begraben liegt, die
eine hervorragende Rolle unter der dortigen Bevölkerung gespielt haben
muss, wie die kostbaren Beigaben vermuten lassen. Der jetzt noch 11 Meter
hohe, 90 Meter im Durchschnitt und ungefähr 300 Schritt im Umfange
messende Hügel baut sich aus grossen und kleinen Feldsteinen, Sand und
Grand, Kies, Lehm und Thon auf, deren trotz bedeutender Abfuhr immer
noch gewaltige Masse auf ungefähr 300 000 km von Sachverständigen ge
schätzt wird. In seinem Innern liegt ebenerdig die Grabkammer, die aus
gewaltigen, aufrecht stehenden Findlingssteinen aufgebaut ist; diese Wände,
welche ein unregelmässiges Neuneck darstellen, streben nach oben hin
cylinderartig zu und enden in ein kuppelförmiges Dach; sie sind mit einer
dicken Thonschicht bekleidet und tragen eine mennigrote Malerei, anscheinend
einen Teppich mit Mäanderborte darstellend. Die Höhe dieser gewölbe
artigen Grabkammer beträgt 1,64 Meter, ihre lichte Breite 2,18—2,20 Meter.
Mitten auf dem hartgeschlagenen und als Estrich geglätteten Boden stand
ein grosses, schweres, schwarzbraunes, oben gerieftes, mit einem flachen
Deckel versehenes Thongefäss von 50 cm Höhe; Deckel und oberer
Rand desselben waren mit je 4 einander entsprechenden Löchern versehen,
in denen behufs Verschlusses vier gekrümmte Thonnieten steckten. ln
diesem Gefäss stand ein zweites, im. Hallstattstil gehaltenes terrinenartiges