B. Referate. Ethnologie.
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und blondes Haar, graue Iris, ultrabrachykephaler, chamaekephaler, chamae-
prosoper Schädel in ungefähr 22°/ 0 . Hie Untersuchungen werden
fortgesetzt. Br. Böiky-Budapest.
22. Gabor Szinte* Lanzenhölzer (Grab - Kopf hölzer) aus dem
Szekler Lande. (Ungar.) Etlmographia. 1901. Heft 7.
Zwei Tafeln.
Bei den magyarischen Evangelisch-Reformierten sind an vielen Orten
anstatt der Grabkreuze Grabpfähle im Gebrauche. Es sind dies vierkantige
Holzsäulen, an deren Spitze man anstatt des Kreuzes auf einer Kugel
sitzende Sterne, Pyramiden, Tulpen ausgeschnitzt hat. Besonders die älteren
Szekler Friedhöfe waren reich an derlei Grab malern, wie solche auch Carl
Fuchs aus dem Brasso-er (Kronstadt in Siebenbürgen) Friedhofe beschrieb
(Mitteil. d. Wiener anthrop. Gesellsch. 1900, Heft I\ u. V.). Bei den
Szeklern finden sich solche auch in katholischen Friedhöfen. Autor führt
nun die in zwei Dörfern des Komitates Häromszer gebräuchlichen Formen
vor. Das Volk heisst sie Kopja-Hölzer (Kopja-Lanze) und zwar deshalb,
weil diese Waffengattung das Kriegszeichen der alten Szekler war und
man nach dem Tode des Betreffenden damit den Rang und die Beschäftigung
des Verstorbenen andeuten wollte. Eben deswegen endigen auch die Kopf
hölzer der Männer in Spitzen, die der Frauen in Sonne, Mond oder einem
Sterne und die der Kinder in Tulpen. Heute, wo die Standesunterschiede
ausgeglichen sind, beginnen auch die alten Traditionen in Vergessenheit zu
geraten, wodurch auch aus den Friedhöfen die kriegerischen Lanzenhölzer
zu verschwinden und primitiven Grabsteinen Platz zu machen pflegen. Zu
bemerken ist, dass andere Forscher den Gebrauch dieser Lanzenhölzer
auf türkischen Einfluss zurückführen. Br. Bätky-Budapest.
23. Mozes Rubinyi: Vergangenheit und Gegenwart der Moldauer
Csängo (spr. tschango). (Ungar.) Etlmographia. 1901,
Heft 3 u. 4.
•lenseits der Karpathen lebt an den Ufern des Szereth ein in vielen
Beziehungen überaus interessanter Stamm der Magyaren, die sogenannten
Csangos, ein ursprüngliches, mit den ihnen in neuerer Zeit zuströmenden
Szeklern nicht zu verwechselndes Völkchen (das auch einige Gemeinden der
Bukovina bewohnt) und von dem in der ausländischen Litteratur nur spärliche
Daten zu finden sind, mit welchen sich aber die magyarische Wissenschaft,
besonders vom sprachwissenschaftlichen und geschichtlichen Standpunkte
aus, ziemlich eingehend beschäftigt hat. Die Herkunft derselben verliert
sich im Dunkel der Vergangenheit; es ist bis heute unentschieden, ob sie
Autochthonen vorstellen, d. h. damals dort geblieben sind, als die Magyaren
vor ihrer Einwanderung in die neue Heimat Etelköz (in der Moldau) sess-