B. Referate. Urgeschichte.
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mit Menschenköpfen gezierte Dolchgriffe unverkennbare Ähnlichkeit. Ausser
diesen Hauptklassen von Yergleichsgegenständen werden nun noch anhangs
weise einzelne Objekte herangezogen, wie Glas- und Bronzeringe, Bronze
räder, Bronzespiegelgriffe (erst aus den Exemplaren von Stradonic als solche
erkennbar), Dominosteine u. a. — immer mit demselben Resultat, dass
zwischen den beiden keltischen Städten eine ausserordentliche Ähnlichkeit
bezüglich der archäologischen Funde festgestellt wird. Um nun schliesslich
den Untergang der Blüte beider Städte mit historischen Nachrichten in Zu
sammenhang zu setzen, werden die Angaben des Cäsar und Tacitus über
den Wegzug der Bojer und die Ankunft der Markomannen in Böhmen heran
gezogen, und nach Prüfung der Ansichten moderner Forscher wird gegen
Osborne und Pic der Standpunkt verfochten, dass Stradonic eine keltisch-
bojische Niederlassung, nicht eine Gründung der Markomannen ist. Im
letzteren Falle hätte sie nur eine Dauer von etwa 30 Jahren aufzuweisen
gehabt und müsste z. B. viele römische Münzen enthalten; in Wirklichkeit
wäre die Ähnlichkeit mit Bibrakte schlagend; und wenn dies etwa 5 v. Chr.
verlassen ist, so dürfte die böhmische Festung um 10 v. Chr. dem Marbod
erlegen sein. Jedenfalls ist der Beweis als erbracht anzusehen, dass an
zwei weit entfernten Centren die keltische Kultur eine gleichzeitige hohe
Kultur erreicht hat. Pro/'. Br. Walter-Stettin.
323. M. Hoernes: Bronzen aus Wien und Umgebung. Mitteil. d.
Wiener anthropol. Gesellsch., 1900. Bd. XXX, S. 65—78.
Mit 4 Taf. und 2 Textabb.
Die Bronzen aus Wien werden vollständig verzeichnet, von denen
aus der Umgebung nur die Inedita mitgeteilt. Im 2. Teile folgt eine kurze
übersichtliche Charakteristik der Bronzezeit Niederösterreichs mit bemerkens
werten chronologischen Details. IT. unterscheidet hiernach: I. Ältere Bronze
zeit. Im Norden der Donau Flachgräber mit Skeletten (Hockern); Anschluss
an Böhmen und Mähren, anfänglich an die Hockergräber, später an die
Tumuli der Bronzezeit dieses Gebietes. Südlich der Donau flache Tumuli
mit Skeletten; Anschluss an Ungarn. II. Übergangszeit. Ältere Gruppe
der Gräber von Gemeinlebarn. III. Jüngere Bronzezeit. Flachgräber mit
Leichenbrand. Br. A. Götze-Berlin.
y. Spanien.
324. J. Naue: Bronzegürtelschnallen der Völkerwanderungszeit
aus Spanien. Prähistorische Blätter 1901. Bd. XII, No. 6,
S. 81. — J. Naue: Drei weitere Schnallen derselben Art.
Präh. Bl. 1902. Bd. XIII, No. 2, S. 17, m. 2 Tafeln.
5 Bronzebeschlagstücke, darunter eine vollständige Schnalle, sind bei
Toledo gefunden und haben in Spanien erst als arabisch gegolten; nachdem