B. Referate. Urgeschichte.
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richten von der römischen Zeit an für äussere und innere Verhältnisse, es
kommen Staats- und Rechtsleben, Handel und Erwerb, Schrift und Lied
hinzu, und ähnlich wird die Zeit der Völkerwanderung und der Merovinger
geschildert. 70 Abbildungen nach Originalen verdeutlichen das Gesagte,
während Anthropologie und Stammeskunde planmässig ausgeschlossen sind.
Hem Buche wäre eine allgemeine Verbreitung, zumal bei dem billigen Preise,
zu wünschen; aber wenn es auch nur erst dazu dient, den Schülern der
Oberklassen bei der Lektüre von Cäsar, Tacitus, den Nibelungen u. a. als
sachlicher Kommentar zu dienen und unsre Vorfahren ihnen menschlich
näher zu bringen, so kann die Prähistorie schon sehr damit zufrieden sein.
Prof. Dr. Walter-Stettin.
303- Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift. Zeitschrift des
Vereins für das Museum schlesischer Altertümer, herausge
geben von W. Grempler und H. Seger. Neue Folge, I. Band.
Breslau 1900. 200 S. in 4° mit 10 Tafeln und zahlreichen
Abbildungen im Text.
Das Organ der schlesischen Altertumskunde erscheint mit dem vor
liegenden Bande in einem neuen stattlicheren Gewände. Die Urgeschichts
forschung nimmt darin allerdings nur einen verhältnismässig kleinen Raum
ein. In der Geschichte des ehemaligen Museums schlesischer Altertümer
von Hans Seger, S. 1—24, werden ü. a. Johann Gustav Gottlieb Büschings
(f 1829), eines der hervorragendsten Begründer der prähistorischen Wissen
schaft in Deutschland, Verdienste um die Breslauer Sammlung geschildert.
Auf S. 39—49 wird ein durch Abbildungen illustrierter Überblick über die
urgeschichtliche Abteilung des Museums gegeben. W. Grempler, von dem
auch ein wohlgelungenes Lichtbild beigefügt ist, beschreibt S. 59—60 den
Goldring von Ransern, eines der wenigen schlesischen Fundstücke aus der
Völkerwanderungszeit. Endlich bespricht S. 133—143 Wilhelm Schulte
die Steinaltertümer auf dem Zobtenberge, die er für mittelalterliche Grenz
steine erklärt. Dass sie als solche gedient haben, ist wohl zweifellos. Doch
kann dies nicht ihre ursprüngliche Bestimmung gewesen sein. Angesichts
der Unmöglichkeit, sie in den Formenkreis der christlich-romanischen Kunst
einzureihen, bleibt die Frage offen, ob sie nicht doch vielleicht aus vorge
schichtlicher Zeit stammen und mit dem von Thietmar zum Jahre 1017
berichteten heidnischen Kultus auf dem Zobten Zusammenhängen.
Dr. Hans Seger-Breslau.
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