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Ä. Originalarbeiten.
welche, wenigstens in Bezug auf die Typen, sehr wenig Neues oder
Genaueres bringen, nennt Baelz sein mongolisches Element, das
früher auch Choshiü- Typus genannt wurde, koreanisch-man
dschurischen Typus. Sein malayisches Element, das er wohl als
Satsuma-Typus bezeichnete, wird später von ihm mongolo-
malayisch genannt. Auch unterscheidet er gelegentlich einen
feineren, niederen und einen mittleren Typus.
Im grossen und ganzen ist diese Aufstellung für Japan gewiss
richtig, allein ich glaube, dass sie für das übrige Ostasien etwas zu
allgemein ist und ferner, dass mehr Elemente oder Bassenvarietäten
als diese drei an der Ethnogenie Japans beteiligt gewesen sind.
Auf welche Weise und woher Japan seine Bevölkerung erhalten
hat, wie die verschiedenen ethnischen Elemente sich dabei verhielten
und über welche Inseln sie sich verbreiteten, ist mir nicht so ein
leuchtend, wie es Prof. Baelz zu sein scheint. Mit einer Bestimmtheit
über Völkerwanderungen in uralten Zeiten zu reden, als ob man
dabei Augenzeuge gewesen, teilweise fussend auf Meeresströmungen,
Geschichte und Mythologie, bringt uns keinen Schritt weiter. Ich
halte dies grossenteils für eine offene Frage, die vielleicht im streng
wissenschaftlichen Sinne niemals gelöst werden wird.
Weil ich die Aino nicht aus eigener Anschauung kenne, will
ich sie hier ausser Betracht lassen. Allein ich bin der Meinung,
dass die Aino bei der Bildung des japanischen Volkes eine bedeutende
Bolle gespielt haben, was Baelz, im Gegensatz zu seiner früheren
Meinung, auch später zugiebt. Schon die Untersuchungen Basil Hall
Chamberlains über die Ainotoponymie bis in den äussersten Süden
von Kyüshü, würden diese Ansicht begründen. Aber auch die garnicht
seltenen Aino-, bezw. Kaukasoiden-Typen unter den Japanern be
rechtigen zu dieser Annahme.
Ein semitischer, bezw. jüdischer Typus kommt bekanntlich
unter den Japanern vor. Baelz rechnet ihn zu einem koreanisch
mandschurischen oder feineren Typus. Obwohl nun Individuen mit
semitischen Gesichtszügen am häufigsten unter den höheren Ständen
Japans Vorkommen, haben die ausgesprochensten Fälle doch etwas
so abweichendes von dem schönsten mongolischen Typus, dass man
annehmen könnte, es sei ein grundverschiedenes Element. Es scheint
mir jedoch etwas gewagt, zur Erklärung dieses semitischen Typus
seine Zuflucht, wie Baelz es tliut, zu mit semitischen Elementen stark
durchsetzten Turkvölkern oder gar zu den Akkadiern Assyriens zu
pologischen Gesellschaft, Sitzungen vom lß. Februar und 16. März 1901.
Vergl. Sitzung vom 20. April desselben Jahres.