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B. Referate. Urgeschichte.
Bildsäulen haben auf der Brust ein Wehrgehänge mit Schnalle, welches,
wenn diese Deutung richtig ist, beweisen würde, dass sie aus der Metall
zeit stammen. Die 5 weiblichen haben deutlich gezeichnete Brüste und
tragen mehrere Halsringe. Bei allen sind die Beine sehr kurz und die
Darstellung überhaupt ist äusserst grob: die Arme sind einfach auf den
Körper gezeichnet und der Kopf ist oft sehr undeutlich.
Unter einer der letztgefundenen Bildsäulen war ein Bestattungsgrab,
leider ohne Beigaben; es fand sich in einer Steinkiste aus Tier Platten ohne
Deckel. Sonst wissen wir nichts über Alter, Ursprung und Bedeutung
dieser vorgeschichtlichen Überreste. Man kann nur vermuten, dass sie mit
der Religion in Beziehung stehen mögen, denn sie scheinen einen ideellen,
konventionnellen Typus darzustellen. Man kann sie auch mit den ebenso
rätselhaften kamennya Baby Russlands vergleichen. Es scheint anderer
seits Referenten ziemlich wahrscheinlich, dass es sich hier nicht um eine
primitive Kunst handelt, sondern um die ungeschickte Nachahmung anderer,
viel vollkommenerer Bildwerke, ungefähr wie manche Wilde die Münzen
civilisierter Völker nachahmen. Br. L. Lnloy-Bordeaux.
ß. Deutschland.
242. Pfeiffer: Ein neuer medizinisch interessanter Fund aus alten
Gräbern. Correspdzbl. des Allgemein, ärztl. Vereins von
Thüringen. 1901, Nr. 9.
Zu dem von ihm bereits früher beschriebenen pathologisch interessanten
Fund eines skoliotischen Kindes (s. d. Centralbl. 1901, S. 61) fügt Verf.
die Beschreibung eines zweiten, medizinisch nicht minder bemerkenswerten
steinzeitlichen Fundes hinzu: eines liegenden Hockerskelettes aus dem Massen
grab von Kalbsrieth, das zwei geheilte Hiebwunden und eine geheilte Per
forationswunde auf dem rechten Seitenwandbein aufweist. Auffällig ist an
diesem Funde noch, dass in dem vollständig unberührten Steinkistengrab
(ausser den Beigaben bestehend in 1 Feuersteinbeil, 5 steinzeitlichen Ge-
fässen und Knochen vom Schwein) vor dem linken Darmbeine des anscheinend
36 jährigen männlichen Skelettes, lose in Erde gebettet, noch 6 kleine, flache
Knochenstücke lagen, die anscheinend dem Kopfe eines eineinhalb- bis zwei
jährigen Kindes angehören.. — Eine Deutung dieses merkwürdigen Fundes
vermag Verf. nicht zu geben. Br. Buschan-Stettin.
243. XXII. amtlicher Bericht über die Verwaltung der natur
historischen, archaeologischen und ethnologischen Samm
lungen des westpreussischen Provinzial-Museums für das
Jahr 1901. Mit 26 Abbildungen. Danzig 1902.
Wie stets in den letzten Jahren seit der Herausgabe der vorge
schichtlichen Wandtafeln ist auch für das Berichtsjahr ein erheblicher Zu-