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B. Referate. Urgeschichte.
B. Specielles.
• a. Europa.
a. Frankreich.
238. A. Thieullen: Varia, Os travaillés à l’époque de Chelles,
Tragos globularis, Silex éolithiques préquaternaires etc.
Paris 1901. — A. Thieullen: Deuxième étude sur les Pierres
Figures à retouches intentionnelles à l’époque du creusement
des vallées quaternaires. Paris 1901.
Nach der Salmonschen Einteilung des Paläolithicums in sechs Epochen
(Corr.-Bl. d. deutsch. Ges. f. Anthrop. 1895 p. 19) beginnt erst die Ver
wendung der Knochen als Rohmaterial für Werkzeuge in der
Ubergangsepoche vom Moustérien zum Magdalénien. Dem Verf.
ist es nun gelungen, einige 6—10 cm lange, mehr oder weniger oben spitz,
unten breit zulaufende flache Knochenfragmente aus dem unteren Diluvium
von Chelles, Paris und anderen Orten im Flussgebiete der Seine aufzufinden,
die von ihm als Artefacte gedeutet werden. Die Form dieser Bruchstücke
ist aber so wenig charakteristisch, dass man ähnliches wohl vielfach an
Stellen auflesen kann, wo Knochen der grossen diluvialen Säugetiere in
Trümmern vorhanden sind, ohne dass der Eingriff des Menschen nachweisbar
ist. Ref. hat selbst in den altdiluvialen Sanden von Mauer bei Heidelberg
(Elephus antiquus Stufe), in welchen bis jetzt noch keine Spuren des Menschen
festgestellt sind, wiederholt Knochenfragmente aufgelesen, die mit gleichem
Rechte als Artefacte angesprochen werden könnten. Wenn nun, wie bei
Chelles, Feuersteinwerkzeuge in der gleichen Schicht Vorkommen, so ist ja
die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei den Knochensplittern wirklich um
Werkzeuge handelt, um so viel grösser. Von diesem Standpunkte aus ist
es gewiss ratsam, diese Dinge zu beachten und sie durch Abbildung weiteren
Kreisen vorzuführen, die dadurch zu vergleichenden Beobachtungen ange
regt werden.
Der Verf. bildet ferner eine Anzahl von kleinen runden Körpern
(Durchm. 10—20 mm) mit einem bis zu 8 mm grossen Loch in der
Mitte ab, die er in diluvialen Schichten des Seinegebietes aufgefunden
hat. Es sind dies die schon von Lyell, Alter des Menschengeschlechts,
deutsch von Büchner, Leipzig 1864, p. 80 abgebildeten Versteinerungen
aus der Kreide (Coscinoporidae), die in situ meist nur eine kleine cen
trale Vertiefung aufweisen, welche aber bei den in diluvialen Ablagerungen
aufgefundenen Exemplaren den runden Körper oft ganz durchdringt, sodass
derselbe nun einer Perle gleicht. Schon Dr. Rigollot, der dieses Vor
kommen in den Kiesgruben von Saint Acheul beobachtete, sprach die Ver
mutung aus, dass diese „Perlen“ dem Paläolithiker als Schmuck gedient