Volltext: Internationales Centralblatt für Anthropologie und verwandte Wissenschaften, 7.1902

B. Referate. Ethnologie. 
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Geistesepidemien besonders zu Zeiten socialer oder politischer Krisen leichter 
auftreten. 
Die Art und Weise, wie Fr. eine grosse Reihe von Erscheinungen 
dieser Art auf politischem, socialem oder religiösem Gebiete nicht nur der 
Vergangenheit sondern audh der Gegenwart bespricht, ist sehr instruktiv 
und giebt neue Gesichtspunkte für die Beurteilung der Menschheitsgeschichte, 
die wohl noch nirgends so klar und positiv ausgesprochen worden sind. 
Das was zum Widerspruche anreizt, dürfte die Grenze des Nebensächlichen 
oder der persönlichen Ansicht kaum überschreiten. 
Oberarzt Dr. Kellner-Habertusburg. 
B. Spezielles. 
11. G. Mehlis: Die Ligurerfrage. 2. Abteilung. Archiv für 
Anthropologie. 1900. Bd. XXVI, S. 1043. ' 
In einer früheren Arbeit (s. d. Centralblatt 1900, S. 156) hatte 
Verf. den Nachweis von der Anwesenheit der Ligurer an der Küste Süd 
frankreichs sowie in Ober- und Mittelitalien bis zum Einbruch der Arier 
geliefert; in der vorliegenden Studie beschäftigt er sich zunächst mit der 
Frage, ob auch im Rhone-Gebiete sich Spuren für ihre Anwesenheit auf- 
finden lassen. 
Beim Vordringen der Arier von Nordosten her mussten die in Ober 
italien, bezw. Südfrankreich ansässigen Ligurer entsprechend dem Gesetz 
vom Parallelogramm der Kräfte in einen westlichen und in einen südlichen 
Zweig gespalten werden. Der letztere gelangte schliesslich als Siculer bis 
nach Sicilien. Der westliche wurde zunächst in die Alpenthäler, in die 
Höhlen Liguriens und endlich an die Küste an der Mündung der Rhone 
gedrängt. Westlich der Rhone boten ihnen die Iberer Widerstand. Somit 
waren die Ligurer gezwungen diesen Fluss aufwärts zu ziehen. Sie gelangten 
hier bis Lugdunum, wanderten in der gleichen Richtung die Saône weiter 
bis zum Einfluss des Doubs; hier waren sie gezwungen diesem Flusse zu 
folgen bis zur „Burgundischen Pforte“ im Jura. Eine andere Abteilung 
mag sich an der Mündung der Isère getrennt und ihren Weg längs dieses 
klusses über den See von Bourget nach Genf genommen haben. Von hier 
aus wanderte sie dann weiter an den Ostabhängen des Jura entlang bis sie 
auf die Hauptgruppe traf und mit dieser gemeinsam das Rheinthal in 
Oeschlag nahm. Verf. bringt den Nachweis, dass diese Wanderungen infolge 
üer Terrainbeschaffenheit so sich vollziehen mussten. Er führt ferner eine 
ganze Reihe von Belegen aus alten und modernen Schriftstellern an, die 
gleichfalls zu der Überzeugung führen, dass die Ligurer zur vorgeschicht 
lichen Zeit weiter nach Norden und wahrscheinlich auch nach Nordwesten 
und Nordosten verbreitet waren, als in der historischen Epoche. Den 
intern. Centralblatt für Anthropologie. 1902. 2
	        
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