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ß. Referate. Ethnologie.
grosser Klarheit hervorgeht, wird hoffentlich dazu beitragen, dass auch
anderwärts die einseitige archäologische Ausbeutung von Gräbern der
rationellen Platz macht, welche die sorgsame Erhaltung des gesammten
Grabinhaltes unter Festlegung der gegenseitigen Lage zum Ziel hat, mag
es sich nun um Steinmesser, Töpfe, Bronzen, Tier- oder Menschenknochen
handeln. Prof. Dr. Gr. Thilenius-Breslau.
221. George Alexander Kohut: Semitic studies in memory of Rev.
Dr. Alexander Kohut. Berlin, Calvary, 1901.
Turajeff in St. Petersburg giebt auf 26 Seiten (S. 242—267) eine
russische Abhandlung über äthiopische „orationes falsae“ und „exorcismi“.
Die äthiopischen Texte werden mit einer russischen Übersetzung versehen.
Benützt sind ausschliesslich Manuskripte in russischem Besitze. Vor allem
haben die 18 Krankheitsbeschwörungen Interesse, weniger die 6 Schluss
formeln. Brandwunden, Geburten, Leibschneiden, Magenkrankheit, Augen
leiden und Schlangenbiss werden beschworen. Die Form ist christianisiert
(Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes etc.), doch
werden alttestamentliche Namen und Begebenheiten stark bevorzugt. Viele
Worte erinnern an den Gnosticismus, welcher darnach in Abessynien bis
heute im Verborgenen weiter wuchert. Am bemerkenswertesten sind aber
die griechischen Lehnworte, welche in identischer Weise verstümmelt sind,
wie in den erhaltenen koptischen Zaubersprüchen. Die abessynischen Zauber
sprüche kennzeichnen sich als enge verwandt den koptischen und mit diesen
als eine nur sehr äusserlich christianisierte Tradition altägyptischen Heiden
tums, wozu auch Publikationen von Erman eingesehen werden können. Auf
der Wanderung nach dem mittelalterlichen Norden sind diese Zauberformeln
viel stärker umgeändert worden. Dr. Baron v. Öfele-Neumahr.
222. Baron F. von Öfele: Studien über die altägyptische Parasi
tologie. Archives de parasitologie. (Paris) 1902. Vol. V,
* S. 461—503.
Verf., wohl der kompetenteste Kenner und Beurteiler der medizinisch
zoologischen Dinge in den Keilinschriften und ägyptischen Hieroglyphen,
wie Papyrustexten, versucht eine Deutung der für die medizinische Zoologie
der alten Ägypter in Betracht kommenden inneren Parasiten, wobei er aller
dings mehrfach mit den Erklärungen früherer Forscher, wie Luering, Scheu-
thauer, Sonsino und Lieblein-Joachim in Widerspruch gerät. Natürlich
kann von einer genauen Spezifierung im Sinne der modernen Systematik
nicht die Rede sein, denn die Alten kannten eine solche nach Genus und
Spezies noch nicht; ihre Systematik ist nur eine relative und die Begriffe
der Spezies gehen in einander über.
Die altägyptische Zoologie besitzt ausser den speziellen Determinativen