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A. Oriß'inalarbeit.
festsetzt, auch neue Schädelformen in grösserer Menge auftreten.
Auch für Skandinavien vermag sie diesen Nachweis zu erbringen.
In dem Steinzeitalter trifft man bereits drei gut abgegrenzte
Schädelformen an: 1. einen dolichocephalen, gleichzeitig aber cliamä-
cephalen und chamäprosopen Schädel, 2. einen mesocephalen, zur
Brachycephalie neigenden orthocephalen Schädel (Borreby-Typus,
linnoider, australoider Typus), und 3. einen brachycephalen, chamä-
cephalen und chamäprosopen Schädel (hyperboräische oder lappoide
Form Sven Nilsons, Turanierschädel v. Hölders). Mit Beginn der
Bonzezeit erscheint eine neue, bis dahin noch nicht vorhandene Rasse
von brachycephaler Schädelform (Breisgau-Typus von Eckert, type
celtique der Franzosen). Mit der 1. Eisenzeit tritt wiederum ein
dolichocephalqr Schädel in Erscheinung, der sich von dem gleichen
der vorausgegangenen Zeitalter dadurch unterscheidet, dass er liypsi-
ceplial und leptoprosop ist, gut ausgeprägte Scheitelbeinhöcker und
manchmal auch Stirnhöcker besitzt (Hügelgräber-Typus Eckers, Sion-
Typus von His-Rütimeuer), und mit der jüngeren Eisenzeit (Wikinger-
Zeit) endlich finden wir einen weiteren dolichocephalen Schädel, der
dem der vorhergehenden Periode ziemlich ähnlich ist, aber ein mehr
ausgezogenes Hinterhaupt aufweist, fast keine Andeutung von Scheitel
höckern und wenig ausgebildete Stirnbeinhöcker, sowie eine w^enig
fliehende Stirn zeigt (der echte Reihengräber-Typus Eckers, Hohberg-
Typus von His-Rütimeyer). Zwar sind uns prähistorische Schädel
funde im Norden wegen der dort vorherrschenden Leichenverbrennung
nur in relativer Spärlichkeit erhalten geblieben, aber trotzdem genügt
dieses Material, um aus ihm die Überzeugung von einer solchen
Reihenfolge der Schädeltypen, wie geschildert, wenigstens was Nor
wegen anbetrifft, zu gewinnen.
Die modernen anthropologischen Erhebungen harmonieren voll
ständig mit dieser Auffassung. Die mittlere Körpergrösse gliedert
sich sowohl in Norwegen, wie in Schweden, um zwei Häufigkeits-
Maxima; das eine derselben liegt bei 168, das andere bei 170 cm.
Dieses Verhalten zeigt unzweifelhaft, dass wenigstens zwei ethnische
Typen von verschiedener Körpergrösse zur Bildung des heutigen
skandinavischen Volkes beigetragen haben, die trotz mehr als tausend
jährigen Zusammenlebens sich dennoch nicht in eins haben verschmelzen
können. An den Ergebnissen der Schädelmessungen, die an 200000
Menschen vorgenommen worden sind, erkennt man nun weiter, dass
der grösste Teil der Küste und die Mündungen der Fjorde in einem
grossen Teile Norwegens von einer Bevölkerung eingenommen werden,
unter der eine, allerdings in der Hauptsache wenig ausgesprochene
Kurzköpfigkeit vorherrscht. Je weiter man jedoch von der Küste