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B. Referate. Ethnologie.
die Augenbrauen kräftig, besonders bei alten Männern. Die Gesichtshaut
ist bronzefarbig und die Wangen oft ziegelrot bis blutrot, dagegen ist die
bedeckte Körperhaut kaum von der der weissen Rasse verschieden; in
manchen Fällen freilich ist sie braun oder selbst dunkel bronzefarbig. Das
Gesicht ist plump geformt, mit niedriger, gerader Stirn, der Schädel ab
geflacht, der Unterkiefer sehr massiv, so dass das Untergesicht und der
ganze Kopf rund erscheint. Im Ganzen sind die Tschuktschen ein gesundes
Volk, nachdem die früher stark grassierende Syphilis sehr abgenommen hat.
Pocken werden öfters verderblich. Im Charakter der Tschuktschen tritt
heftiger Jähzorn stark hervor. Yerf. bespricht noch das Folklore der
Tschuktschen, ihre Totengebräuche (den Toten wird Hals und Brust ge
öffnet und er wird den Wölfen und Füchsen zum Frass überlassen),' ihre
Wahrsagerei, ihre religiösen Vorstellungen, den Schamanismus, ihre soziale
Organisation (Reste von früherem Matriarchat), die Ehe (Polygamie nicht
selten), die Stellung des Weibes, die Behandlung der Greise (die Tötung
der Alten ist deren Recht, die sie selbst verlangen) und ihre Rechts
verhältnisse. p ro f; Br. E. Schmidt-Jena.
160. K. Goroschtschenko: Die Sojoten. (Russ.) Russische Zeit
schrift f. Anthropologie. 1901. Jahrg. II, No. 2, S. 62.
(Mit einer Abbildung im Texte.)
161. J. Ssilinitsch: Zur Kraniologie der Sojoten. Ebendaselbst.
S. 74.
Die Auffassung des Begriffes „Sojoten“ als Kollektivnamen für die
gesamte Bevölkerung des Uranchaigebietes scheint sich neuerdings als zu
treffend zu bestätigen. Gewöhnlich versteht man darunter jenes 35—40
Tausend Köpfe umfassende Jäger- und Nomadenvolk, welches nahezu das
ganze chinesische Jennisseibassin beherrscht, ja sie werden von vielen, un
mittelbar den Uranchai an die Seite gestellt. Castrèn bezeichnet die Sojoten
als die im geographischen Sinne am weitesten entlegenen Vertreter der
finnischen Rasse, als Bindeglied oder Ubergangsstufe zwischen letzterer und
der türkisch-mongolischen Rasse. Anthropologisch handelt es sich jedenfalls
um ein Mischvolk, doch ist es Goroschtschenko gelungen, auf Grund von
92 Individualbeobachtungen einen vorherrschenden wohl charakterisierten
Typus zur Darstellung zu bringen: längsovales Antlitz, mehr nach vorn,
als lateralwärts auslaufende Jochbeine, hohe gebogene Nasenrücken, selten
Flachgesichter; die schmalen horizontalverlaufenden Lidöffnungen lassen eine
ausnahmslos braune Iris erkennen; drittes Augenlid selten; gerade Stirn,
schwarzes Haupthaar, spärlicher Bartwuchs (Epilation !). Es handelt sich
zufolge jenen Beobachtungen vorwiegend um einen subbrachycephalen Stamm,
welcher in vielen Beziehungen eine bemerkenswerte Annäherung an den