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B. Referate. Urgeschichte.
111. Jaques Mayor: Aventicensia. Anzeiger für Schweiz. Alter
tumskunde, 1889. N. F. Bd. I, S. 2—10 u. 70—75 mit Tafeln
und Textillustrationen.
Das schon in prähistorischer Zeit existierende Aventicum, heute
Avenches, Kt. Waadt, liefert immer neue Funde, besonders aus römischer
Zeit. Eine der wichtigsten Entdeckungen ist die Porte de l’Est. Sie war
von 2 Rundtürmen flankiert und weist neben einem Hauptdurchgang 2
Seitenpforten auf und ausserdem 2 Räume, aus welchen man in das obere
Stockwerk der Thorbaute gelangen konnte. Interessant ist, dass eines der
Thore im Amphitheater von Vindonissa als ein Abbild des aventicenser Thores
erscheint. ,/. Heierli-Zürich.
£. Italien.
112. L. Pigorini: L’età paleolitico nella Basilicata. Bullettino di
Paletnologia Italiana. 1901. Anno XXVII, No. 4—5.
113. G- de Lorenzo: Studio geologico del Monte Vulture. Atti d.
R. Accademia delle Scienze fis. e mat. di Napoli. 1900.
Voi. X, Serie 2a, No. 1.
Feuersteinbeile vom Typus St. Acheul sind aus zahlreichen
Gegenden Italiens, insbesondere des östlichen, bekannt geworden, so aus den
Provinzen Verona, Parma, Bologna, Arcona, Umbria, vom Monte Gargano
(Zeitschr. f. Ethnol. 1897, p. 9) und von der Basilicata. Ein solches
12 cm langes Artefact aus letztgenannter Provinz von Terra Nera bei
Venosa befindet sich im Museo Preistorico von Rom; es ist im Bullettino
loc. cit. abgebildet und gleicht durchaus den typischen Chelléen-Beilen aus
Frankreich. Wie nun Prof. Giuseppe de Lorenzo in seiner vortrefflichen
oben genannten Monographie über den Monte Vulture berichtet, sind
derartige Beile mehrfach in den pleistocaenen (diluvialen) Conglome-
raten der Laghi di Vitalba und Venosa aufgefunden mit Resten einer
Fauna, wie wir sie vom Sommethal her aus der Epoque chelléenne kennen
(darunter Elephas antiquus, Hippopotamus amphibius, Felis spelaea, Hyaena
spelaea, Ursus spelaeus, Cervus elaphus). Aus der Lagerung des vulkanischen
Materials geht hervor, dass die Menschen, welche die Beile hier zurück-
liessen, noch Zeugen der gewaltigen Eruptionen des Monte Vulture waren,
dessen Lavamassen dem von den Bergen kommenden Wasser den Weg
sperrten und die Veranlassung zur Bildung von Seen gaben. — Auch das
Bergland der Basilicata erfuhr sodann eine Vergletscherung, von der rings
um den Monte Vulture herum unzweifelhafte Spuren durch de Lorenzo
nachgewiesen sind. — Es darf jetzt also als erwiesen gelten, dass
Italien schon in frühpaläolithischer Zeit besiedelt war. — Der
Umstand, dass wir auch aus Ägypten paläolithische Funde aus der Epoque