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Volltext: Jahrbuch für Volkskunde und Kulturgeschichte, 13=28.1985

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Besprechungen 
riellen Kultur, wie z. B. der Viehwirtschaft, die Sterbfallverzeichnung offensichtlich in viel höherem 
Maße mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Dies wiederum erscheint nicht als Zufall, wenn man die 
ökonomische und fiskalische Intention des Stifts in Rechnung stellt: Ein Stück Großvieh zu inven 
tarisieren war wichtiger, als jedes Möbelstück zu berücksichtigen (das beweisen schon die vorhan 
denen Schätzwertangaben!). Sicherlich spielte dabei auch die Tradition eine Rolle, die manchen Be 
amten von der Berücksichtigung neuer, ungewohnter Nachlaßgegenstände abgehalten haben mag. Den 
Ausschlag für die Inventarisierung oder Nichtinventarisierung aber gab letztlich nicht die Tatsache, 
„daß die alte bäuerliche Welt durch überlieferte Ordnungen bestimmt war“ (S. 127), sondern die 
Interessenlage der Feudalherrschaft als der Urheberin dieses Quellenguts. Die Verkennung des feu 
dalen Klassencharakters der Sterbfallinventare ist ein Manko der vorliegenden quellenkritischen Un 
tersuchung, deren Ergebnisse in den ausgewählten Sachbereichen sonst durchweg überzeugen. 
ULRICH BENTZIEN, Rostock 
FRANK-DIETRICH JACOB, Historische Stadtansichten. Entwicklungsgeschichtliche und quellen- 
kundliche Momente. Leipzig, Seemann Verlag, 1982. 223 S., 220 Abb. 
Mit dieser Veröffentlichung verfolgt der Verf. eine doppelte Absicht: Er möchte dem Leser einen 
umfassenden Überblick über die Entwicklung der Darstellung historischer Stadtansichten vermitteln 
sowie ihm Möglichkeiten einer Nutzung solcher Abbildunge?i als geschichtliche Quelle auf zeigen. 
Abbildungen von Städten reichen bis ins frühe Mittelalter zurück. Häufig Teil religiöser Darstel 
lung, sind sie jedoch nicht Wiedergabe einer Realität, sondern - wie etwa die Abbildung Jerusalems 
(Abb. 5, 10) - Schöpfungen reiner Phantasie, wenn sie auch in Details auf bestimmten architektoni 
schen Gegebenheiten ihrer Zeit fußen. Erst mit dem Beginn der Renaissance wurde, wie Jacob be 
tont, in zunehmendem Maße Wert auf Wirklichkeitstreue gelegt. Das grundlegend veränderte Ver 
hältnis des Menschen zu der ihn umgebenden Natur führte seit dem 15. Jh. zu Bemühungen um eine 
realere Wiedergabe des Bildes der Umwelt. Erste Kosmographien mit vervielfältigten Holzschnitten 
oder Kupferstichen kamen dem gewachsenen Interesse an fremden Landschaften entgegen. Unter 
diesen Illustrationen dominieren Darstellungen von Stadtansichten, in denen die mit ihrer Anferti 
gung beauftragten Künstler in wachsendem Maße wirklichkeitsgetreue Abbildungen anstrebten. Der 
Höhepunkt in dieser Hinsicht wurde zweifellos in den Arbeiten des als Zeichner wie als Verleger 
tätigen Matthias Merian des Älteren erreicht. Sein „Theatrum Europaeum“ (1642-88; 30 Bände), 
eine Topographie Europas, enthält neben knapp 100 Karten etwa 2 000 Kupferstiche von Städte 
ansichten. Seit dem 17. Jh. gewann auch das gemalte Stadtbild wieder an Bedeutung. Ausgehend von 
den frühen flämischen Werken des 16. Jh., wurden im 17. Jh. vor allem niederländische Künstler 
darin führend. Unter ihnen nennt der Verf. als wohl bekanntesten den Meister Jan van Goyen mit 
seinen rund 100 farbigen Stadtansichten. 
Neben den bisherigen Formen der Darstellung beschreibt Jacob als für das 18. Jh. besonders 
charakteristische neue Art der Stadtabbildung die Vedute, eine in den Hauptzügen zwar genaue, 
zugleich aber auf eine bildmäßige Wirkung hin mehr oder minder frei arrangierte Wiedergabe einer 
Landschaft mit Architektur im Vordergrund. Angeregt wurden derartige Abbildungen zum einen 
durch den frühen „Tourismus“ dieser Zeit. Begüterte Reisende wünschten das auf ihren Fahrten Ge 
sehene im Bild als Andenken zu bewahren, und einzelne Adelige verpflichteten zu diesem Zweck 
sogar Künstler als Begleiter. Andere Veduten entstanden auf Anforderung feudaler Landesfürsten, 
die eine Darstellung ihrer Territorien zu Repräsentationszwecken wünschten. - Die romantischen 
Maler des frühen 19. Jh. bevorzugten zunächst die Naturlandschaft als Gegenstand der Darstellung, 
während die Stadt oft zur bloßen Kulisse wurde. Sie erscheint nicht selten sogar in eine ihr nicht 
entsprechende Landschaft gestellt. Doch später löste erneut das Streben nach Realität diese gefühls 
betonte Darstellungsweise ab. Stahlstich und Lithographie wurden die neuen Techniken, und es ent 
standen noch einmal - wie Jahrhunderte zuvor - Darstellungswerke ganzer Landschaften. Diese Ent 
wicklung fand ihr Ende mit der Erfindung der Photographie. Mit ihr und der damit ermöglichten 
massenhaften Herstellung tritt nun die Ansichtspostkarte an die Stelle der künstlerischen Abbildung 
der Stadt.
	        
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