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Aus allen Erdtheilen.
Kemp Welch River und erstiegen das 5000bis 6000 Fuß
hohe Hauptgebirge zwischen Mount Obree in 90 30' südl. Br.
und 148" östl. v. Gr. und Mount Brown in 9° 45' südl. Br.
und 1480 18 ' östl. v. Gr. Sie entdeckten jenseits dieses
Gebirges vorzügliches Land und brachten werthvolle Samm
lungen aus dem Thier- und Pflanzenreiche zurück.
— Die Expedition unter W. R. Cuthbertson und
W. .Saher (vergl. oben S. 94) hat an: 20. Juli Port
Moresby verlassen. Der vorerwähnte Mr. George Hunter
begleitet dieselbe, und der Specialkommissar, Mr. John Dou
glas, hat die nöthigen Pferde für den Transport geliefert.
Der Reiseplan ist der vorgerückten Jahreszeit wegen dahin
geändert worden, daß nicht Mount Owen Stanley, sondern
der 10240 Fuß (3120m) hohe Mount Obree bestiegen
werden soll.
— Die katholischen Missionare, welche seit un
gefähr zwei Jahren auf Pule Island in Z0 48' südl. Br.
und 1460 28' südl. Br. stationirt sind, leisten auch der Er
forschung von Ren-Guinea gute Dienste. Sie haben fest
gestellt, daß die frühere vom Kapitän Runcee entdeckten
Flüsse Ethel und Helida, welche an der gegenüber
liegenden Küste von Ren-Guinea in 8° 45' südl. Br. und
1460 33' östl. v. Gr. münden, nur unbedeutende Wasserläuse
sind. Ein neuer Fluß, den sie Sauet Joseph benannten,
wurde von ihnen aufgefunden. Er kommt vom Fuße des
3062 rn hohen Mount Aule in 8° 15' südl. Br. und 1460
40' östl. v. Gr. her und verläuft von dort in südlicher Richtung.
Das Land zu seinen beiden Seiten ist außerordentlich frucht
bar und von friedliebenden Eingeborenen dicht bevölkert.
Die Missionare besuchten 15 Dörfer, unter denen einige
einen bedeutenden Umfang hatten und über 2000 Bewohner
zählten. Sie beabsichtigen, 32 1cm den Fluß hinauf eine
Station zu errichten und wollen unter Begleitung des
Dr. Edenfeldt noch vor Beginn der nassen Jahreszeit ver
suchen, den Moitnt Aule zu ersteigen.
N 0 r d a tu c v t f a.
— Die Existenz einiger submariner Thäler an der
Küste von Californien ist durch die neuesten Unter
suchungen der Coast Survey genauer festgestellt worden.
Rach einer Mittheilung von Geo. Davidson im „Lnlletin
of the California Academy of Science“ haben diese
Thäler eine unerwartete praktische Wichtigkeit gewonnen.
Die Küste von Californien ist nämlich so gleichmäßig ge
bildet, daß die Küstenfahrer im Nebel sich vermittels des
Lothes orientiren. Ein Plateau, im Großen und Ganzen
innerhalb der Hundertfadenlinie bleibend, begleitet die Küste
in einer Breite von 40 bis 50 Miles und stürzt dann jäh
zu 2000 bis 2400 Faden ab. So lange also die Hnndert-
fadenleine noch keinen Grund findet, ist das Schiff weit genug
draußen, um seinen Kurs ruhig fortzusetzen. Im vorigen
Jahre scheiterte aber ein nach Port Humboldt bestimmter
Dampfer trotz dieser Vorsicht; er befand sich eben im Gebiete
eines der submarinen Thäler, welche mit ganz bedeutenden
Tiefen und steilen Gehängen bis dicht an die felsige Küste
herantreten. Verschiedene setzen sich ins Land hinein fort;
eines derselben bildet die prächtige Bucht von Monterey und
läuft in das Thal des Rio Saliuas ans, ein anderes bildet
den Santa Barbara-Kanal und in seiner weiteren Fortsetzung
das Thal von Santa Barbara; mehrere enden aber auch
schon vor der Küstenlinie. Die Fauna dieser Thäler ist
leider noch nicht genauer untersucht; jedenfalls tritt hier die
nordische Tiefseefauna stellenweise bis dicht an die Küste und
unter die Fauna der wärmeren südlichen Strömung heran.
Ob die Existenz der Thäler auf eine positive Niveauverände
rung deutet, müssen genauere Untersuchungen feststellen.
— Die geographische Breite des californischen Lick Ob-
servatory beträgt nach den seitherigen Sternbeobachtungen
370 20 ' 24,9". Die Triangulation der Coast Survey
hatte 0,4" weniger ergeben. Der wahrscheinliche Fehler
beträgt ± 0,10".
— Der Konsul der Vereinigten Staaten in Merida,
Mr. E. H. Thomson, hat nach einer Mittheilung des
„American Naturalist“ in den Ruinenstädten Puea-
tans eine interessante Beobachtung gemacht. Bei seinen
Forschungen in dem von Europäern noch nie, von Indianern
nur selten besuchten Lab na fand er nämlich in weitem Um
kreise um die Hauptruinen überall im Walde zerstreut kleine
Trümmerhäufchen auf rechtwinkeligen festen Terrassen, offen
bar die Ruinen ehemaliger Wohnungen, die, aus Luftziegeln
erbaut, bis auf ihre Fundamente verschwunden sind. Damit
verliert die Ansicht, daß die großen Ruinen Ueberreste ge
meinschaftlicher Wohnungen, analog denen der Pueblos-
indianer, seien, bedeutend an Wahrscheinlichkeit. Herr Thom
son erhofft von seinen Nachforschungen, welche er im Interesse
des amerikanischen Nationalmnseums fortsetzt, bedeutende
Resultate, da in dem abgelegenen Labna viel weniger zerstört
und verschleppt worden ist, als in den anderen leichter zu
gänglichen Städten.
Südamerika.
— Der französische Reisende de Brettes, welcher bereits
im April 1885 den südlichen Gran Chaeo bereist und dort
einen großen, bisher unbekannten Salzsee entdeckt hat, erhielt
vom französischen Unterrichtsministerium eine Mission nach
derselben Gegend und traf Ende Juli 1886 in Montevideo
ein, wo der Ingenieur de Boiviers, welcher die hydro
graphischen Arbeiten übernehmen sollte, zu ihm stieß. Aber
die von der Regierung der Argentinischen Republik zugesagte
Unterstützung resp. Eskorte blieb aus; die Reisenden befuhren
also zunächst den Parana und Paraguay bis Asuncion und
berichtigten die Karte beider Flüsse. In Folge des Ausbruches
der Cholera wurde der Hafen von Asuncion geschlossen und
sie drei Monate daselbst festgehalten; sie benutzten diese Zeit,
um die Lagune Apacaray aufzunehmen und auszulothen, eine
Arbeit, welche vor Jahren von den Ingenieuren Walpy
und Hurell begonnen, aber 1864 durch den Krieg unter
brochen wurde. Die Reisenden wollen nun in der Umgebung
von Villa Conception eine Jndianereskorte anwerben und
mit derselben auf eigene Hand den Grau Chaco zu kreuzen
und Tarija in Bolivien zu erreichen versuchen.
— Die Regierung des argentinischen Staates Cordoba
hat Ende März d. I. auf Veranlassung des Professors
,O. Döring die Mittel zur Errichtung eines Netzes von
meteorologischen Stationen, 40 an der Zahl, bewilligt.
Berichtigungen:
In Nr. 8 des laufenden Bandes lies:
S. 123, Spalte 1, Zeile 15 v. u. Spaniern (statt Cyamirn).
S. 126, Spalte 1, Zeile 13 Diatribe (statt Diatrite).
S. 126, Spalte 2, Zeile 29 dep 0 sitadas (statt depositados).
Inhalt: Désiré Charnay's jüngste Expedition nach Pucatan. V. (Schluß.) (Mit fünf Abbildungen.) — Dr. H. Simroth:
Ausflüge nach Furnas und der Lagoa do Fogo. I. (Mit zwei Abbildungen.) — Christian Ausser: Die bolivianische Provinz
Pungas. I. — Das Schamanenthum unter den Burjaten. 2. und 3. — Aus allen Erdtheilen: Europa. — Asien. — Afrika. —
Inseln des Stillen Oceans. — Nordamerika. — Südamerika. — Berichtigungen. (Schluß der Redaktion am 4. Oktober 1887.)
Redakteur: Dr. N. Kiepert in Berlin, S. W. Lindenstraße 11, III Tr.
Druck und Verlag von Friedrich V i e w e g und Sohn in Brannschweig.