.---ME8WW
178 Dr. W. Biermann: Zur physischen Geographie der Canarischen Inseln.
die sichtbaren Erfolge des Meeres am festen Felsen so gut
wie Null, so hatte ich dafür die Art, wie die'Brandung
arbeitet, um so besser beobachten können. Ueberall, wo sich
die Wellen an den Felsen aufbäumten, war der Gischt
gespickt mit Steinen bis zu Kopfgröße, welche 10 und 20 m
hoch geschleudert wurden. Die See bombardirt also die
Felsen und schlägt so kleine Stückchen los; die Arbeit ist
zu vergleichen mit der des Sandstrahlgebläses, durch welches
wir jetzt Glasscheiben matt schleifen.
Fig. 1 zeigt solche von der Brandung bearbeitete Felsen;
sie stehen unmittelbar an dem Ostabhange des Vorlandes,
auf welchem der Puerto liegt. Der Winkel heißt wegen
der dort stattfindenden wilden Brandung el infierno.
Fig. 2 zeigt einen ins Meer hinausragenden Lavastrom, in
welchen das Wasser bereits eine tiefe Bucht gebrochen hat.
Aus demselben liegt das Lazareth, etwa 2 km westlich vom
Puerto.
Es sei mir bei dieser Gelegenheit gestattet, aus die
Brandungsarbeit im Allgemeinen einzugehen. Wenn auch
wiederholt aus die Untersuchungen der Gebrüder Weber *)
hingewiesen wurde und namentlich darauf, daß die Wellen
bewegung bis in eine Tiefe reicht, gegen welche die Höhe
der sichtbaren Welle fast verschwindet, so wird die Tiefen
wirkung der Wellen noch immer unterschätzt, so auch von
Felsen ain Infierno.
G. Hartung in seiner Geologischen Beschreibung der Inseln
Madeira und Porto Santo (Leipzig 1864). Er glaubt
nämlich (Seite 17 und 18) die Abnahme der Meerestiefe
bis auf 40 Faden nur durch allmähliches Sinken des Landes
erklären zu können und stützt sich dabei auf Darwin's An
sicht, daß die Wirkung der Brandung nur bis in sechs
Faden Tiefe reiche. Darwin hat aber diese Ansicht gar
nicht ausgesprochen, sondern weist nur an der betreffenden
Stelle^ auf den Widerspruch hin, der darin liegt, daß der
Atlantische Ocean an einzelnen Küsten bis auf 150 Fuß
i) Darwin, Geologische Beobachtungen über Südamerika
(deutsch). Stuttgart 1878.
Tiefe erodiren soll, während er bei St. Helena schon in
sechs Faden Tiefe feinen Sandgrund zeigt. (Fritsch und
Reiß bekämpfen ebenfalls Seite 304 die vermeintliche An
sicht Darwin's.)
Fassen wir nun von den Ergebnissen der Weber'schcn
Versuche kurz das Nöthige zusammen. Die einzelnen
Wassertheilchen beschreiben bei der Wellenbewegung elliptische
Bahnen mit wagerechter großer Ape. An der Oberfläche
nähert sich die Ellipse der Kreisform, nach unten wird sie
immer schmäler bis zur Linie. Auch die große Axe nimmt
x ) E. H. und W. Weber, Wellenlehre. Leipzig 1825,.
Seite 27 und 28.