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Kürzere Mittheilungen.
- Aus allen Erdtheilen.
töbteten das Fell ab und breiteten es vor dem Eingänge der
Höhle ans; da sprang die Bärin hervor und sprang über
das Fell, blieb aber mit einer Zehe hängen. Und sie stand
als Mensch da und sagte den Brüdern: „Warum habt
ihr den Vater erschlagen?" „Ja", sprachen sie, „dich
hätte dasselbe Schicksal erreicht, wenn wir nicht, wie jetzt,
gesehen hätten, daß du ein Mensch bist." — Und sie gruben
das Fell und den todten Bären in die Erde und gingen
alle nach Hanse.
Der Lappe erzählte ein ähnliches Märchen:
Es war kurz vor Einbruch der Nacht. In der Hütte
kochten die Mutter und ihre Töchter Fische zum Abendessen.
Plötzlich öffnet sich die Thür und in die Hütte kommt ein
ganz mit Eis bedeckter Bär, legt sich auf die Seite und
schaut die Leute an. Das Abendessen ist bereit und man
giebt dem Bären auch Fische; der Bär verspeist sie. Am
frühen Morgen geht der Bär aus der Hütte heraus und
giebt der Frau ein Zeichen mit dem Kopfe, daß sie ins
Freie kommen solle. Sie gehorchte ihm; der Bär wies mit
den Tatzen nach rechts, um anzudeuten, daß sie dahin gehen
solle und als er sieht, daß sie ihn verstanden, schlägt er
eine entgegengesetzte Richtung ein. Darauf erzählt die
Frau alles, wie es sich zugetragen, ihren Töchtern und ihren
Leuten und alle gingen dann in der Richtung, welche der
Bär angegeben und fanden im See unter dem Eise einen
ertrunkenen Bären. Sie zogen ihn heraus und schleppten
ihn zur Hütte. Als sie dem Bären das Fell abzogen, be
merkten sie, daß das gar kein Bär, sondern ein Mensch
war; um den Leib hatte er einen mit goldenen und silbernen
Münzen gefüllten Gürtel. Und sie nahmen das Geld und
den Gürtel und gruben den verwandelten Menschen in die
Erde.
Kürzere Mi
Feilberg's Untersuchung des unteren Pilcomayo.
Oll. IST. Ueber die von der argentinischen Regierung
angeordnete Untersuchung betreffs der Schiffbarkeit des
Pilcomayo (s. oben S. 288) berichtet der französische Konsul
in Asuncion lParaguay): Nach einer Abwesenheit von 55
Tagen traf die aus 62 Mann, zwei kleinen Dampfern und
zwei Schleppschiffen bestehende Expedition wieder auf dem
Flusse Paraguay ein. Die von dem Kommandanten der
Expedition, Major Feilberg, gegebenen Aufschlüsse lauten
kurz gefaßt: Die Expedition ist den Pilcomayo ungefähr
85 Leguas weit hinausgefahren, eine Entfernung, die in
gerader Linie, d. h. wenn man die zahlreichen Krümmungen
des Flusses in Abrechnung bringt, auf 45 Leguas angeschlagen
werden kann. Die ersten 40 Leguas hatte die Schiffahrt nur
mit wenig Schwierigkeiten zu kämpfen; dann aber gestaltete
sie sich schwieriger, der vielen, den Flußlauf versperrenden
Baumstämme wegen. Oberhalb der zurückgelegten 85 Leguas
tvar an eine Weiterfahrt nicht zu denken, da man ans ver
schiedene starke Stromschnellen stieß, wo das über Felsgrund
fließende Wasser nur eine Tiefe von höchstens 6 Zoll hatte.
An diesem Punkte hielt sich Major Feilberg einige Tage auf
und entschloß sich erst zur Umkehr, als er sich überzeugen
mußte, daß die Stromschnellen in der That gänzlich unpassir-
bar waren.
Es ist nicht unwichtig, zu bemerken, daß damals gerade
die Zeit des höchsten Wafferstandes war.
Seinen Beobachtungen zufolge wird die größte Wasser
menge dem Pilcomayo durch einen Seitenfluß zugeführt, der
theil» n gen.
noch auf keiner Karte verzeichnet ist und sich etwa 60 Leguas
oberhalb seiner Mündung in ihn ergießt. Die Gewässer
dieses Seitenflusses, die von WNW kommen, sind viel be
deutender, als diejenigen des Pilcomayo selbst; ihnen hätte
daher die Hauptbedeutung dieses Flußsystems zuzukommen,
und deshalb hielt es der Koinmandant der Expedition für
nothwendig, sie zu untersuchen, bevor er die Rückreise nach
dem Paraguay antrat. Die Beschiffung dieses Seitenflusses,
von welchem man weder die Länge noch die von ihm durch
strömten Gegenden kennt, wäre viel leichter, als diejenige des
Pilcomayo, ohne das Vorhandensein unzähliger Baumstämme,
die schon nach einer Fahrt von etwa 10 Leguas dem weiteren
Vordringen unüberwindliche Hindernisse in den Weg legten.
Aus der ganzen Untersuchung ergiebt sich, daß der Pilcomayo
nicht schiffbar ist und daß man sich seiner nicht bedienen
kann, um eine Verbindung zwischen Bolivien und dem schiff
baren Paraguay herzustellen.
Die Flußufer, die beinahe überall 70 bis 90 m von ein
ander entfernt sind, sind hoch und mit dichten Wäldern oder-
üppigen Weidegründen bedeckt; sie wären deshalb zur Kolo
nisation und Urbarmachung geeignet. In jedem Falle könnte
der Fluß stets zum Transporte von Hölzern auf flachen
Barken benutzt werden, wenigstens auf einer recht langen
Strecke. Niemand erkrankte während der 55 Tage dauernden
Fahrt. Belästigt wurde man nur durch die zahlreichen Mos-
guitos und die dem Auge beinahe unsichtbaren Polverinos,
welche sehr schmerzhafte Stiche beibringen. Das Klima wäre
demnach sehr gesund.
Ans allen
A s i e n.
— Der russische Kriegsminister hat von Oberst Prshe-
w alski ein neues Telegramm vom 12 . September ans Osch
erhalten, von welchem bisher nur das Ende veröffentlicht
wurde, welches lautet: „14. August (26. n. St.) Oase Tschira.
Ich habe die Keria-Berge erforscht. Wir reisen nun über
Choten und Aksu und werden gegen Ende Oktober in Semi-
retschia ankommen. Alle befinden sich wohl."
Erdtheilen.
— Die Fischkultur scheint in China schon zu einer
sehr frühen Zeit betrieben worden zu sein; man betrachtete
sie als einen Zweig der Agrikultur. Dr. Macgowan be
richtet von einer Abhandlung über Fischzucht, die etwa aus
dem dritten Jahrhundert unserer Zeitrechnung stammt. In
dem Werke heißt es, daß von den fünf Arten der Thierzucht
die Fischpflege am ergiebigsten und vortheilhastesten sei. Der
Teich, der dazu nöthig ist, müsse ein Acre (40 Ar) groß sein
(die Tiefe beträgt gewöhnlich weniger als acht Fuß), und