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Volltext: Globus, 48.1885

Mit besonderer Herüeksrchtrgung der Anthropologie und Ethnologie. 
Begründet von Karl Airdree. 
In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von 
Dr. Richard Kiepert. 
Braunschweig 
Jährlich 2 Bände ä 24 Nummern- Durch alle Buchhandlungen und Postaustalten 
zum Preise von 12 Mark pro Band zu beziehen. 
Cagnat's und Saladin's Reisen in Tunesien. 
IV. 
Diesmal wurde ein längerer Aufenthalt in Susa ge 
nommen. Die Stadt, obschon ohne natürlichen Hafen, 
war zu allen Zeiten von großer Wichtigkeit. Hier hatten 
die Karthager eine ihrer Hauptniederlassungen; in Hadru- 
metum hatte Hannibal seine Operationsbasis, als er nach 
der Ebene von Zama zog, und hier fand er Schutz nach 
seiner Niederlage. In den Bürgerkriegen hielt es der 
Pompejaner Cajus Considius besetzt und schlug einen 
Angriff Cäsar's siegreich zurück, erst nach der Entscheidungs 
schlacht bei Thapsus konnte der Sieger die Stadt in Besitz 
nehmen. Unter den Kaisern nahm sie einen ungeheuren 
Aufschwung; von Trasan zur Kolonie erhoben, trug sie 
fortan den Namen Colonia Concordia Ulpia Tra- 
jana Augusta Frugifera Hadrumetina und Mar 
der große Hafen der Provinz Afrika, von dem ans Straßen 
nach allen Hauptstädten, nach Maclar, Zama, Sufes, 
Sufetula, Cillium und zahlreichen anderen liefen. Hier 
gelangten die reichen Weizenernten zur Verladung, daher 
der Name Frugifera. Damals wimmelte der künstliche 
Hafen von Schiffen, welche die Waaren Italiens und des 
Orientes brachten; die überall zerstreuten Trümmer von 
Marmor- und Granitsäulen geben noch eine schwache Vor 
stellung von der Pracht der Stadt zur Römerzeit. 
Diocletian machte Hadrumetum zur Hauptstadt der 
neuen Provinz Byzacena. Von den Vandalen wurde 
ein Theil des Mauerringes gebrochen; daß sie sonst Zer 
störungen in der Stadt verübt, wird nicht berichtet, aber 
von den Reisenden als selbstverständlich angenommen. 
Belisar wurde natürlich als Befreier begrüßt, aber der 
Sturz des Vandalenreiches wurde der Stadt verderblich; 
Globus XLVIII. Nr. 21. 
nach Belisar's Abberufung und der Niederlage des Patricias 
Salomon gelang es den von Stotzas geführten Man- 
rusiern, sich durch List der Stadt zu bemächtigen und sie 
völlig auszuplündern. Zwar brachte die List eines Priesters, 
die Procopius (de bello Vandalico II, 23) erzählt, die 
Stadt wieder in die Gewalt der Kaiserlichen, aber ihre 
Blüthe war geknickt. Justinian stellte die Mauern wieder 
her und verlieh der Stadt den Namen Justiniana, aber 
die entsetzlich verheerte Provinz blieb in der Gewalt der 
Maurusier und der Handel konnte sich nicht erholen. 
Wann die Stadt den Arabern in die Hände gefallen, 
ist nicht mit Sicherheit nachgewiesen; als 666 Moawia 
i b n - H u d e i d s ch die Griechen unter G r e g o r i u s, der 
sich in Suffetulae ein fast unabhängiges Reich gegründet, 
bei dem Amphitheater von Thysdrus schlug und Kairuan 
gründete, war Hadrumetum noch in griechischen Händen. 
Bald darauf finden wir es arabisch unter dem Namen 
Susa, nach Barth eine Verstümmelung von 6co£ovöa, 
der griechischen Uebersetznng des Beinamens Frugifera. 
Die Araber leiten den Namen von 8 u 88 a, Wurm, ab; aber 
die Erklärung, die sie dafür geben, ist eine jener etymo 
logischen Spielereien, in denen sich die arabischen Schrift 
steller der späteren Zeit gefallen. Jedenfalls wurde die 
Stadt von den Arabern nicht zerstört, ging also wohl durch 
Vertrag in ihren Besitz über, wie manche andere Stadt in 
Südtunesien, die sich aus Furcht vor den Maurusiern den 
Arabern in die Arme warfen, als die Kahina ihre Mauern 
schleifen wollte. Der Aghlabite Ziadet Allah ließ 827 
die etwas verfallenen Mauern wieder aufrichten und von 
hier ging die Flotte ans, welche das erobernde Heer nach 
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