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Aus allen Erdtheilen.
— Wie aus Holläridisch-Jndien gemeldet wird, ist es
dem Residenten von Bali geglückt, die Zustimmung der ein
geborenen Fürsten nnd Priester ans der genannten Insel zu
erlangen, daß zum Tode verurtheilte Uebelthäter in
Zukunft nicht mehr mit dem Kriß gctödtet, sondern, wie in
jenen Gegenden sonst allgemein üblich, aufgehängt werden
sollen, da letztere Todesart mit der Bali-Hindu-Religion
nicht im Widerspruche steht.
— Formosa ist nach einer Mittheilung von Beaze-
ley in der Londoner Royal Geographica! Society in ent
schiedenem Aufsteigen begriffen. Als die Holländer in der
ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts nach Vertreibung
der Japaner Besitz ergriffen, erbauten sie Fort Zeeland
auf einer Insel, Tai-wan-fu gegenüber; diese Stadt lag da
mals am Meere und zwischen ihr und der Insel befand sich
eine ausgedehnte Bai mit vorzüglichem Ankergrunde. Heute
ist die Insel laudfest und die Stadt liegt mehrere Meilen
vom User ab. In Folge der Hebung hat Formosa eben'auch
keinen ordentlichen Hafen; Anping, wo die Passagiere für
Tai-wan-fu landen, ist eine offene Rhede und während
des Südwestmonsuns unnahbar; Tamsui an der Nord-
küste hat am Eingang des Flusses, welcher den Hafen bildet,
nur 1 V 2 Faden Wasser und der Ankergrund ist schlecht;
Kelung, der Kohlenhafen, ist klein und bietet keinen Schutz
gegen den Nordost-Monsun. Auch die Häfen von Takau
und Sao sind klein und schlecht. Dagegen haben die Pes
cad ores-Jnseln zwei ausgezeichnete Häfen, Ponghu
und Mekong; sie sind für den Besitz von Formosa unent
behrlich und deshalb auch neulich von den Franzosen in
Besitz genommen worden. Sie waren bis 1624 in den
Händen der Holländer und wurden damals von ihnen an
China im Austausch gegen dessen Ansprüche an Formosa
abgetreten.
Afrika.
— Die Mutter des in Afrika gestorbenen Dr.Richard
Böhm (vergl. „Globus", Bd. 47, S. 320) hat von dessen
Gefährten Paul Reichard einen vom 20. Februar d. I.
aus Karema (am Tangauika-See) datirten Brief erhalten,
wonach Böhm schon am 27. März 1884 nach zehntägigem
schwerem Leiden am Fieber gestorben ist, und zwar in Folge
der ungeheuren Strapazen, Kämpfe und Aufregungen aller
Art, die sie zu bestehen hatten. Das Lager der Reisenden
befand sich damals in Urna, drei Tagereisen südlich von
dem durch Böhin und Reichard neu entdeckten Upämba-
Sce. Reichard selbst versuchte nach dem Verluste des
Freundes bis zu den unbekannten Quellen des Lualaba-
Stromes vorzudringen, konnte es aber nicht durchführen und
mußte nach zahllosen Widerwärtigkeiten und Strapazen sich
zuletzt mit den Waffen in der Hand den Rückweg bahnen.—
Andere Nachrichten sind seitdem bei der Afrikanischen Gesell
schaft in Berlin eingetroffen und werden in deren „Mitthei
lungen" (Bd. IV, Heft 5) nebst einer Uebersichtsskizze der
Aufnahmen der Expedition veröffentlicht werden. Es ergiebt
sich aus letzterer, daß ein ganz bedeutendes bisher völlig
unbetretenes Gebiet zwischen den Routen Livingstone's,
Giraud's, Cameron's und der Pombeiros neu erschlossen
worden ist; Böhm's Grab liegt danach in Katapäna, in
dessen Nähe heiße Schwefelquellen entspringen, südlich vom
Upümba-See, den der Lualaba durchfließt. Allem Anscheine
nach liegt dieser See nicht weit südlich von dem Kassali oder
Kikondscha, dessen Ufer Cameron am 10. December 1874
besuchte.
— Die Afrikareisenden Gebrüder Denhardt, bekannt
durch ihre Erforschung des unteren Tana-Flusses, sollen in
Witn (Ostküste Afrikas, etwa unter 20 20' südl. Br. und
40° 30' östl. L. von Gr.) die deutsche Flagge gehißt haben.
— In den holländischen Zeitungen erscheinen längere
Mittheilungen über die Reiseabenteuer D. Beth's. Da wir
sachlich bereits über dieselben in Kürze berichtet haben, ent
nehmen wir dem Berichte nur folgende Beschreibung des
Landes zwischen Mossamedes und dem Inneren
zur Ergänzung früherer Mittheilungen. Oestlich von Mossa-
medes, etwa 100 km vom Meere, erhebt sich die Serra
CH ella, die bei einer Höhe .von 5000 bis 6000 Fuß uach
der Küste hin beinahe senkrecht abfällt, während an der
anderen Seite eine ausgedehnte Hochfläche liegt, die sehr all
mählich nach dem Zambesi sinkt und eine Oberfläche von
etwa 20 000 geographischen Quadratmeilen besitzt. Durch ihr
gutes und gesundes Klima würde sie einer europäischen
Ansiedelung ein geeignetes Feld bieten, da der Europäer
hier im Stande wäre, den ganzen Tag im Freien zu ar
beiten, während der Boden größtentheils äußerst fruchtbar
ist und kein Wassermangel besteht. Mit Ausnahme der
Schluchten ist das Gebirge an den westlichen Abhängen nur
wenig bewaldet, am kahlsten aber sind die Vorbergc, da in
einer Entfernung von 80 bis 00 km von der Küste aller
Pflanzenwuchs aufhört. Der Boden besteht hier aus Granit,
auf dem eine mit Sand vermischte Lehmlage ruht, die
ebenso wie der Boden in Mossamedes fruchtbar ist, sobald
man nur Wasser hat; die Flnßufer sind tief eingeschnitten.
Durch die heftigen Regen und das starke Gefälle wird nun
eine ungeheure Menge Erde mitgeführt; der Sand bleibt
im Bette zurück, der Lehm wird weiter getrieben. So werden
nach und nach die Flußbetten immer mehr mit Sand ge
füllt, in welchen bei niedrigem Wasserstande das Wasser so
ganz und gar verschwindet, daß man keine Spur mehr von
demselben bemerkt. Wohl kann man durch Graben gewöhn
lich schnell Wasser erhalten, doch nur an einzelnen, besonders
günstig gelegenen Stellen tritt es zu Tage. Der Girant
nun ist einer dieser Flüsse und zwar der wichtigste in der Nähe
von Mossamedes, der an der Stelle, wo der Weg nach dem
Inneren ihn kreuzt, eine ansehnliche Breite hat, während er
zu beiden Seiten durch steile Felsmassen eingeschlossen wird.
Wie ein weißes Band schlängelt sich das Sandbett zwischen
denselben durch, während hier und da ein Wassertümpel den
Ochsen Gelegenheit zum Trinken giebt und ein halb ver
fallener Brunnen auch den Menschen Wasser liefert. Man
findet auch Anpflanzilngen von Mais und Baumwolle.
Zwischen dieser Stelle und dem Bero, eine Entfernung von
20 bis 25 km, wird kein Tropfen Wasser gefunden und so
ist es auch in dem Lande zwischen Girant und Ráscente,
eine Entfernung von etwa 90 km. Auf diesem Wege be
finden sich jedoch einige natürliche Becken in den Felsen, wie
Pedra Grande, Pedra Providencia und andere, die größten
theils nur den Mnndombes, den zwischen der Küste und
der Serra Chella wohnenden Negern, bekannt sind. Diese
Becken füllen sich während der Regenzeit mit Wasser, können
jedoch mit Ausnahme von Pedra Grande nur wenig davon
aufnehmen, so daß sie zwar von großem Nutzen für die
Menschen sind, doch nicht genügen, die Zugthiere mit Wasser
zu versehen.
— Der unermüdliche Hugo Zöller fährt in der „Köl
nischen Zeitung" mit seinen interessanten und theilweise auch
wissenschaftlich wichtigen Schilderungen der Westküste von
Afrika fort. Ein sehr interessantes Bild entwirft er von den
Amazonen des Königs von Dahome, deren Zahl er
ans höchstens 6000 schätzt, und schildert einen von 60 Frauen
aufgeführten Tanz. Er sagt über diese seltene Art von
Soldaten, daß sie dem Namen uach als Frauen des Königs
gelten, dabei aber eine Leibgarde bilden, die an Muth,
Kriegszucht und Liebe für ihren Herrn die männlichen Sol
daten bei Weitem übertrifft. Sie begleiten den König auf
allen Feldzügen, scheinen aber mehr als Leibwache, denn als
Feldtruppe betrachtet zu werden. Von frühester Jugend
für ihren Beruf erzogen, bei dem nach dortigen Begriffen
der Kriegstanz und die Musik eine große Rolle spielen, sind
sie den männlichen Soldaten in jeder Beziehung überlegen.
Die Amazonen erscheinen stattlich vor den Zuschauern. In