Aus allen Erdtheilen.
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dieses Becken dereinst in weit höherem Grade von der Ostsee
abgeschlossen war, als dies heutigen Tages der Fall ist, daß
die dem Bodden zugeführten Gewässer sich damals einen Ab
fluß in der Südostecke verschafften, und daß schließlich das
eigenartige Relief des Boddengrundes der Einwirkung des
fließenden Wassers seine Herausbildung verdankt. Die Ver
änderungen, welche sich seit dem Eintreten der jetzigen Ver
hältnisse geltend gemacht haben und noch heutigen Tages zu
beobachten sind, bestehen in einem Zurückweichen sowohl der
diluvialen als auch der alluvialen Ufer, während andererseits
ein Vorschieben des Landes gegen das Meer nur an wenigen
Punkten zu verspüren ist. Das vom Ufer weggespülte und
durch die Wellen und wenngleich schwachen Strömungen
weiter trausportirte Gcsteinsmaterial findet vornehmlich Ver
wendung zur Ausgleichung der Unebenheiten des Unter
grundes.
— Dr. Richard Lepsius, Die Oberrheinische
Tiefebene und ihre Randgebirge. (Mit einer
Uebersichtskarte des oberrheinischen Gebirgs-
systems. — Stuttgart, Engelhorn, 1885. 8°. 91 S.) Als
zweites Heft des ersten Bandes der Forschungen zur deutschen
Landes- und Volkskunde giebt Lepsius eine Schilderung der
Ebene von Basel bis Mainz und ihrer Randgcbirge. Das
Gebirgsspstem hat sich nach ihm erst in der Tertiärzeit ge
bildet, die ersten Bewegungen zeigten sich im mittleren Oligo-
cän, die bedeutendsten erfolgten aber erst in der jüngsten
Tertiärzeit und dauerten in der Diluvialzeit fort, ja sie sind,
wie die Erdbeben beweisen, noch nicht zu Ende. Die Rhein-
ebene, sowie an beiden Seiten der stehengebliebenen Gebirgs-
horste das schwäbisch-fränkische und das lothringische Senknngs-
feld verdanken ihre Bildung dein Absinken der gebrochenen
Tafeln, das bis jetzt für Trias und Jura mindestens 2500 m
beträgt. Der Einbruch des Rheins in die Senkung erfolgte
erst in der Diluvialzeit und er hat die Thalfläche ca. 100 m
hoch mit Sand und Schotter ausgefüllt. Wegen der zahl
reichen interessanten Einzelheiten verweisen wir unsere Leser
auf das Buch selbst. Ko.
Asie n.
— Das cyprische Muflon (Ovis ophion) war zur
Zeit der Besitznahme der Insel durch England auf eine
einzige Herde beschränkt, welche sich in den Waldungen des
Troodes erhalten hatte. Nach einer Mittheilung des High
Commissioner of Cyprus, Sir Robert Biddulph, an die
Londoner Zoologische Gesellschaft hat sich Dank einer schweren
Geldstrafe, welche die Regierung auf die Tödtung des Thieres
gesetzt hat, der Bestand erheblich gehoben und ist ein Aus
sterben der interessanten Art nicht mehr zu befürchten.
— Frankreich hat in letzter Zeit eine Reihe von
Staatsverträgen in Ostasien abgeschlossen resp. bestätigt,
welche seinen dortigen Machtbereich außerordentlich erweitern.
So macht der am 17. Juni 1884 in Phnom - Penh
zwischen dem Könige von Cambvdja und Charles Thom
son, dem Gouverneur von Cochinchina, vereinbarte und am
30. Mai 1885 von der französischen Kammer ratificirte Ver
trag das Königreich Cambvdja fast zu einer fran
zösischen Provinz. Der König unterwirft sich z. B. allen
Reformen in der Verwaltung, Rechtsprechung, dem Finanz
wesen und dem Handelsverkehr, welche Frankreich für nöthig
befinden wird; er behält zwar die Regierung und seine
Beamten die Verwaltung, aber unter französischer Aufsicht
und mit Ausnahme des Steuer- und Zollweseus, der öffent
lichen Arbeiten u. s. w., deren Kosten jedoch Cambodja
trägt. Die Sklaverei wird abgeschafft und der Grund und
Boden, welcher bisher ausschließlich der Krone gehörte, ver
liert seine Unveräußerlichkeit. In allen Provinzhauptstüdten
und, wo es sonst nöthig erscheinen wird, nehmen französische
Residenten ihren Sitz, ein General-Resident in der Landes
hauptstadt. — Am 7. Mai 1885 wurde der (freilich seitdem
von Seiten Annams verletzte) Vertrag von Hüe vom
6. Juni 1884 durch die Kammer genehmigt, wodurch An-
nam das französische Protektorat anerkennt. Thuan-
An wird dauernd von Frankreich besetzt, die Befestigungen
am Flusse von Hüö geschleift; Zölle, öffentliche Arbeiten rc.
werden von Franzosen verwaltet, die Häfen Qui-Nhon,
Tourane und Luan-Day allen Nationen geöffnet und mit
französischen Agenten besetzt, während in der Citadelle von
Hüö ein General - Resident die auswärtigen Beziehungen
Annams überwacht. Die innere Verwaltung bleibt in den
Händen der einheimischen Beamten, die aber auf Verlangen
Frankreichs eventuell abgesetzt werden müssen. Von Saigon
bis Hanoi in Tongking wird ein Telegraph gebaut. Die
Gerichtsbarkeit über die Fremden behält sich Frankreich vor;
in Tongking und den Freihäfen können dieselben frei cirku-
liren, das Innere von Annam aber nur mit Erlaubniß des
General-Residenten in Hüö oder des Gouverneurs von
Cochinchina betreten u. s. w. — Endlich wurde am 9. Juni
d. I. der Vertrag von Tien-tsin abgeschlossen und am
6. Juli genehmigt, in welchem China seinen alten An
sprüchen auf Tongking und Annam endgültig entsagt und
Frankreich gewisse Vorrechte für den Handel und Verkehr
mit Jünnan, Kwang-si und Kwang-tung einräumt. Die
Spitze dieser letzteren Bestimmungen kehrt sich offenbar gegen
die englischen Kaufleute, die nun nicht eher ruhen werden,
als bis ihre Regierung ihnen gleiche Rechte ausgewirkt
haben wird.
Inseln des Stillen Oceans.
— Am 29. Juni hat eine von der Neu-Guinea-
Kompagnie ausgerüstete Expedition, bestehend aus
dem Oberförsterkandidaten Richard Mentzel, Fritz Grabowski,
Lieutenant R. von Oppen und dem Kunstgärtner Ernst
Schollenbruch, Berlin verlassen. Dieselbe gedenkt am
5. August in Batavia einzutreffen. Auf Java soll eine An
zahl malaischer Arbeiter angeworben werden, welche als
Träger für die später auszusendenden wissenschaftlichen
Forschungsexpeditionen und zur Verrichtung schwererer
körperlicher Arbeiten auf den Stationen verwendet werden
sollen; außerdem will man sich über die in Java übliche
Behandlung des Urwaldes behufs Anlegung von Plantagen
informiren und Nutzpflanzen und Nutzvieh, welche zur Ein
führung in Kaiser - Wilhelms - Land für geeignet erachtet
werden, dorthin mitnehmen. — Außerdem hat am 9. Juli
der für Rechnung der Neu-Guinea-Kompagnie in Danzig
erbaute Schraubendampfer „Papua", geführt von Kapitän
Pfeiffer, Hamburg verlassen, um über Batavia und Cooktown
nach Kaiser-Wilhelms-Land zu gehen und dort im Dienste
der Kompagnie zu bleiben. Das Schiff hat einen Angestellten
der Kompagnie, den Oberförsterkandidaten Elle, Material
zum Hausbau und Proviant für die Niederlassungen auf
Neu-Guinea an Bord. — Ferner enthält das zweite Heft
der „Nachrichten für und über Kaiser-Wilhelms-Land rc."
einen Auszug aus den Berichten des Dr. F in sch. Der
selbe hat mit dem Dampfer der Gesellschaft „Samoa", Kapitän
Dallmann, in der Zeit vom 11. September 1884 bis
2. Januar 1885 drei Reisen und neuerdings vom 5. bis
28. Mai eine vierte Reise ausgeführt zum Zweck einer
näheren Erforschung des jetzigen deutschen Gebietes, auf dem
selben mehrere neue Häfen entdeckt und in verschiedenen
Theilen des Landes die deutsche Flagge gehißt. Ans den
bis jetzt vorliegenden Berichten geht hervor, daß die Schiff
fahrt sehr vorsichtig betrieben werden muß, da allenthalben
Korallenriffe drohen, daß ein großer Theil des Landes von
dichtestem Urwalde bestanden ist, daß die Eingeborenen sich
offenbar aus Furcht, sie sollten als Arbeiter aufgegriffen
werden, durchweg scheu und versteckt hielten, daß sie aber