Aus allen Erdtheilen.
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Aus allen Erdtheilen.
Europa.
— In der Bergwerksverwaltung in St. Petersburg
wird gegenwärtig eine Expedition zur Untersuchung der
nördlichen Ausläufer des Urals ausgerüstet. Der
Hauptzweck derselben sind mineralogische Untersuchungen;
man vermuthet nämlich, daß im nördlichen Ural Fundstellen
edler Metalle, besonders von Gold und Platin, vorkommen
müssen. Das Platin wurde bekanntlich 1822 im Ural in den
Privatbergwerken von Nishne-Tagilsk und später in den
Kronbergwerken von Blagodatsh entdeckt. Die Entdeckung
war die Veranlassung, daß Alexander v. Humboldt Rußland
und den Ural besuchte; er machte damals schon in Rücksicht
auf den geologischen Bau des Ural die Bemerkung, daß in
dem nördlichen Theile des Gebirges viel beträchtlichere mine
ralogische Schätze existiren müßten, als im mittleren und süd
lichen. Abgesehen von dem Suchen nach Edelmetallen hat
die Expedition ferner die Aufgabe, geologische Forschungen
anzustellen, nach Eisen-, Kupfer- und Bleierz und Kohlen
lagern auszuschauen, den Einfluß des Bergbaus auf die
Waldcultur, die Lage der Bergwerksarbeiten u. a. mehr zu
bestimmen. („Nowosti" 1885, Februar.)
— In der Sitzung der K. R. Geographischen Gesell
schaft zu St. Petersburg hat am 21 . Februar K. D. Nos-
silow einen Vortrag gehalten über seine Untersuchung der
Pässe des Urals in Hinsicht aus eine projektirte Ver
einigung des Petschora- und des Ob-Bassins. Seiner
an die „Nowosti" (1855, Nr. 55) gerichteten brieflichen Mit
theilung darüber entnehmen wir Folgendes: Er hat im Lause
der letzten zwei Jahre 7 verschiedene Pässe des Ural zwischen
dem 64. und 67. Grade nördlicher Breite mit Rücksicht auf
die Möglichkeit einer Verbindung der Petschora mit dem
Ob-Bassin untersucht. Einer dieser Uralübergänge verbindet
den Ob durch Vermittelung seines Nebenflusses Woikov
mit dem in die Petschora fallenden Flusse Ussa; der Paß,
1650 Fuß (495 m) hoch, hat eine Länge von 155 Werst (km).
Ein anderer Paß verbindet die schiffbare S y gw a, einen Zu
fluß der bei B ereso w in den Ob fallenden Sosswa mit dem
Schtschugur, einem Nebenflüsse der Petschora; der Paß hat
eine absolute Höhe vou 1450 Fuß (435 m) und eine Länge
von 100 Werst (km). Beide Uebergänge sind durchaus zum
Bau einer Eisenbahn geeignet und eine solche wäre mit Rücksicht
auf die herzustellende Wasserverbindung zwischen O b und
Jenissei unbedingt nöthig. Es giebt in Sibirien eine große
Menge Waaren, welche den theuren Transport aus der
Tjumen-Uralischen Eisenbahn nicht ertragen und welche sich
daher längst einen anderen Ausweg, bisher durch das Ka
rische Meer, gesucht haben; dieser Ausweg hat sich aber
nach vielen kühnen Expeditionen als Handelsstraße nicht
brauchbar erwiesen.
A s i e n.
— Herr Golochwastow, welcher eine Eisenbahnver
bindung zwischen dem Ob-Becken und einem Hafen des
Nördlichen Eismeeres projektirt, hat im Laufe des verflossenen
Sommers (1884) eine große Reise durch Sibirien ge
macht, um sich an Ort und Stelle mit den Produktions-
krästen des Ob-Bassins und den Bedingungen des sibirischen
Handels bekannt zu machen. Golochwastow beabsichtigt durch
seine projektirte Bahnverbindung die Handelsbeziehungen
Sibiriens mit den europäischen Märkten sicher zu stellen
und dadurch die äußerst gewagte, oft ganz unmögliche Fahrt
durch das Karische Meer nach den Mündungen der sibiri
schen Flüsse zu vermeiden. Er hat als Endpunkte seiner Pro
jektilen Linie gewählt: den Chaipudirsk-Busen des
Nördlichen Eismeeres (Gouvernement Archangel) und die
Mündung des Flusses Woikara in den Ob. In der
Omsker Sektion der K. Ruff. Geogr. Gesellschaft hat Go
lochwastow bereits über sein Unternehmen berichtet, und da
durch sehr lebhafte Debatten über den Einfluß der projektirten
Bahn auf die ökonomischen Verhältnisse des Landes hervor
gerufen. Die langjährigen Arbeiten Golochwastow's in
dieser Angelegenheit werden von vielen gelehrten Autoritäten
unterstützt, welche sich für die Möglichkeit einer Bahn durch
jene Sumpfgegend aussprechen. Golochwastow hatte die
Absicht, die ganze Strecke, durch welche die Bahn gelegt
werden soll, mit Renthieren zu befahren. Die Entfernung
zwischen der Mündung der Woikara und dem Chaipudirsk-
Busen beträgt 360 Werst (km); der Bau der Bahn
käme etwa auf 25 Millionen Rubel (ca. 50 Millionen Mark),
d. h. etwa 70 000 Rubel (140 000 Mark) für die Werst zu
stehen. Zur Voruntersuchung sind 50 000 Rubel (100 000 Mark)
nothwendig; die Summe ist dem Herrn Golochwastow schon
durch einige Kapitalisten zur Verfügung gestellt. („Nowosti".)
— Der Gelehrte und Reisende I. S. Poljäkow ist
nach dreijähriger Abwesenheit in den ersten Tagen Februar
in St. Petersburg wieder eingetroffen. Er hatte bekanntlich
den Auftrag, Sachalin eingehend zu erforschen: mit reichen
Materialien ist er heimgekehrt.
— Die Birmanen sind wieder in den Besitz der von
chinesischen Banden eroberten Stadt Bhamo am oberen
Jrawadi gelangt, wobei es in echt orientalischer Weise zu
gegangen ist. Die Chinesen, denen es an Lebensmitteln
fehlte, sandten an den heranziehenden birmanischen General
Botschaft, und dieser bot ihnen 6000 Rupien und die Er
laubniß, ihre Beute mitzunehmen, wenn sie die Stadt räu
men und ihre beiden Anführer ausliefern wollten. Die
Chinesen erklärten, letztere lebend auszuliefern ginge nicht
an; sie wollten sie aber tobten und die Leichen herausgeben,
und als dies angenommen wurde, nahmen sie die Leichen
zweier am Fieber gestorbener Chinesen, geißelten dieselben,
so daß es aussah, als seien dieselben eines gewaltsamen
Todes gestorben, und sandten sie an die Birmanen. Dann
zogen sie ab. Die Birmanen schlugen zuerst die beiden Lei
chen ans Kreuz und hielten dann ihren Einzug in die Stadt,
wo sie nichts eiligeres zu thun hatten, als die von den
Chinesen verschonten Häuser der Missionare zu plündern.
— Anfang März ist ein englisches Blaubuch über
Korea (Nr. 1 ) veröffentlicht worden, welches einen Bericht
über den Handel des Landes enthält, der aussichtslos
genug klingt. „Nature" (Nr. 802, S. 441) faßt den Inhalt
in folgende Worte zusammen: Handel giebt es dort nicht,
aber auch keine Wahrscheinlichkeit, daß er sich in Zukunft
entwickeln wird.
Afrika.
— Gelegentlich unseres Berichtes über Sachau's Reise
werk („Globus", Bd. 45, S. 299) haben wir auf die nur
von der Gazellenjagd lebenden Slebi's der Syrischen Wüste
aufmerksam gemacht, von denen der Reisende einige Indivi
duen sah. Es dürste nicht ohne Interesse sein, daß der
General Daumas im Gebiet von Eschul in der algerischen
Sahara einen Stamm erwähnt, der ebenfalls ausschließlich