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Volltext: Globus, 47.1885

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Leben in den Faktoreien bei Sherbro. 
Zuckerrohr, nach einem Jahre Bananen; und dabei dauern 
hier Pncca, Zuckerrohr und Bananen langer als ein Jahr 
aus! Es ist traurig, dies zu sehen und dabei sagen zu 
müssen, daß die Bewohner des östlichen Peru ein so elen 
des Volk sind, wie man es sich nur denken kann! 
Zweinndzwanzig Tage hatte Wiener unter solchen, 
größtentheils traurigen Eindrücken in Moyobamba zuge 
bracht, als seinem langweiligen Aufenthalt ein Ende ge 
macht wurde; er erhielt nämlich endlich am 4. Juli die 
nöthigen Lastthiere und am 5. Juli trat er, von den in der 
Stadt anwesenden Fremden ein Stück Weges begleitet, die 
Reise nach Chachapoyas an. Die Straße ist schlecht und 
sumpfig; an den schwierigsten Stellen hat man sie mit 
Holz zu verbessern gesucht; da dasselbe jedoch bald wegfault, 
wird der Zustand nur noch verschlimmert. Einen eigen 
thümlichen Eindruck machen die Ochsen, welche hier als 
Lastthiere gebraucht werden; sie tragen ihre Last auf den ! 
Hörnern; dieselbe ist in Ochsenfclle eingewickelt, bei denen 
die behaarte Seite nach außen gekehrt ist, so daß es aus 
sieht, als ob der Pack ein Theil des Ochsen wäre. In 
Rioja nahm Wiener Quartier und machte die Bekannt 
schaft eines Händlers aus Cajamarca, der es auch verstand, 
seinen Vortheil ins Auge zu fassen, indem er um fünf 
Francs einkaufte, was er um zehn wieder verkaufte. 
Am Abend brachte ein Eilbote von Chachapoyas die 
Nachricht, daß dort eine Revolution ausgebrochen und der 
Präfekt vertrieben worden sei; wie der Bote sagte, habe es 
Todte gegeben, unter diesen „zwei werthvolle Äiaulthiere 
und einen Kolouel“. Der Präfekt hatte sich klüglich bei 
Zeiten aus dem Staube gemacht und man beabsichtigte, 
einen neuen zu wählen, da man keine von der centralen 
Autorität ernannte Obrigkeit anerkennen wollte. Hiermit 
war natürlich die Aussicht auf fortdauernde Streitigkeiten 
eröffnet. 
Leben in den Faktoreien bei Sherbro. 
II. (Schluß.) 
Die Bewohner dieses Territoriums sind G all in as- 
Neger und gehören ihrer Abstammung nach zu dem großen 
VolkSstanime der Mandingos, welcher in dem nörd 
licheren Theile der Westküste heimisch ist. Der Boden des 
Landes ist sandig und daher wenig fruchtbar, die Haupt 
masse der Produkte, welche die in den Flußniederungen und 
am Meere liegenden Faktoreien eintauschen, kommt aus 
dem Hinterlaude, und dient das hiesige Volk als Zwischen 
händler, wie es denn auch in früheren Zeiten als Vermittler 
beim Sklavenhandel thätig war. Die Gallinas-Neger sind 
meistens Mohammedaner, doch findet man auch noch viele 
Heiden, Fetischanbeter, zu welchen unter anderen auch der 
frühere Souverän dieses Gebietes gehört, auf welchem die 
Faktorei Mannah Salliejah liegt, und dem wir eine nomi 
nelle jährliche Rente von 10 Pfd. St. zahlen. Besagter 
Souverän, By Bisst mit Namen, empfängt außerdem noch 
eine Rente von 20 Pfd. St. von der britischen Kolonial 
regierung für Abtretung des Landes, von der Meeresküste 
eine englische Meile einwärts. Er residirt kaum 10 Mi 
nuten von mir entfernt in seinem Dorfe, das vielleicht noch 
100 ihm unterthänige Seelen enthält, und ist ein äußerst 
harmloser Mensch, der inmitten feiner acht Weiber und in 
Verehrung des hölzernen Fetisches, sowie der angeblich in 
die Flußalligatoren gefahrenen Geister seiner Vorfahren, 
wohl schon 50 bis 60 Jahre ein recht beschauliches Leben 
geführt hat. Gefolgt von seinem Schwertträger hat mir 
dieser Monarch fast täglich Besuche abgestattet, doch fand ich 
wenig Zeit und Lust, mich mit ihm zu beschäftigen, erfreute 
dagegen sein Herz wohl einmal durch eine Flasche Rum oder 
ein Pfund Tabak. 
Auf dem schmalen Streifen Küstenlandes, welcher unter 
englischer Oberhoheit steht, existirt dem Gesetze nach selbst 
verständlich keine Sklaverei mehr, doch ist diese sowie die 
Vielweiberei hier noch ebenso Gebrauch und Sitte wie im 
Inneren. Das ganze Leben und Treiben der Neger basirt 
auf diesen beiden Einrichtungen. Sklaven und Weiber 
verrichten alle Arbeit, die freien Männer üben sich in Jagd, 
Fischfang und Nichtsthun, oder gehen zur Abwechselung auf 
Raub aus; doch ist die Behandlung der Sklaven im all 
gemeinen eine so gute, daß sie höchst selten ihren Herren 
entlaufen und den englischen Polizeiposten um Schutz an 
rufen. Von den Weibern gilt dasselbe, sie sind mit ihrem 
Loose zufrieden, da sie kein anderes, höheres kennen. Ein 
Entlaufen nach dem Binnenlande ist deshalb ausgeschlossen, 
weil die einzelnen Stämme sich streng von einander ab 
schließen, ja in Feindschaft leben. Jedes Mitglied einer 
Tribus ist an seinen Narben und der Tatuirung kenntlich, 
und der fremde Eindringling kann noch von Glück sagen, 
wenn er nicht als Spion angesehen und getödtet, sondern 
nur wieder zum Sklaven gemacht wird. Die Weiber der 
Neger haben keinerlei Rechte; als Kinder sind sie Eigen 
thum des Vaters, der sie manchmal schon in zartem Alter 
verhandelt, sicherlich aber schon nach eingetretener Mann 
barkeit dem ersten besten überliefert, der ein den Verhält 
nissen angemessenes Aequivalent dafür bietet. Der gewöhn 
liche Preis einer Negerjungfrau sind 2 bis 3 Pfd. St., 
also 40 bis 60 Mk., wofür sie dann für ihre ganze Lebens 
zeit Eigenthum des Mannes wird, vorausgesetzt, daß dieser 
sie nicht früher wieder fortjagt. Dieses kommt jedoch sehr 
selten vor, denn nachdem die Liebe verraucht ist, verwendet 
der Gebieter die Frau als Arbeiterin; durch den so erzielten 
Gewinn erhält er die Mittel, sich wieder eine neue, jüngere 
Frau zu kaufen. So kommt es, daß die alten Männer, 
welche immer auch die angesehensten oder gar Fürsten 
sind, die meisten, jüngsten und hübschesten Frauen haben. 
Je größer die Zahl der Weiber, desto reicher und an 
gesehener ist der Mann; daher sind 25 bis 50 Frauen 
keine so große Seltenheit bei den Fürsten dieses Landes. 
Als ich eines Tages meinen Diener Jack, welcher der Sohn 
eines solchen Fürsten ist, fragte, wie viel Frauen sein 
Vater besitze, antwortete er in niedergeschlagenem Tone: 
„twelf, that’s all“ (nur zwölf!), dadurch gleichsam ein- 
gesteheud, daß sein Vater nur geringes Ansehen genießt. 
Ich erwähne bei dieser Gelegenheit einer eigenthümlichen 
Sitte, die ich durch den in meiner Faktorei beschäftigten 
schwarzen Küper kennen lernte. Dieser, ein Mann von 
ca. 35 Jahren, besaß schon zwei Weiber, kaufte sich aber 
noch zwei kleine Mädchen im Alter von fünf und acht
	        
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