Amazonas und Cordilleren.
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Tänzer und Tänzerinnen zogen mit einem aus einer Flöte
und einer großen Trommel bestehenden Orchester durch die
Stadt; sie hielten einige Häuser vor dem von Wiener be
wohnten Hanse still, wo sich ein „Umishah" befand. Es
ist im östlichen Peru eine volksthümliche Gewohnheit, einen
Baum aufzustellen, an dessen Zweigen man einige Taschen
tücher, ein Paar Schuhe und einige andere Artikel, alles
Zeichen eines sehr großen Luxus, ausgehängt hat. Die
Männer tanzen um den Baum und geben demselben jedes
mal, wenn sie vorbei kommen, einen tüchtigen Hieb mit
dem Haumesser; wer demselben den Gnadenschlag giebt, ist
der Held des Festes, da ihm die am Baume aufgehängten
Früchte der Civilisation zufallen, von denen er mehr oder-
weniger Gebrauch machen wird, um hinterher seinerseits
vor seinem Hanse einen Umishah zu errichten und die
gewonnenen Gaben an demselben aufzuhängen.
Ochsen mit Lasten auf den Hörnern.
Bewundernswerth ist der natürliche Reichthum dieser
Gegend; um denselben kennen zu lernen, braucht man nur
eine Chacra (Pflanzung) zu besuchen und zu sehen, wie
neue Pflanzungen angelegt werden. Während der trockenen
Jahreszeit begiebt sich Jemand mit guten Freunden in den
Wald, mit Waldmessern wird das Gestrüpp niedergeschlagen,
die Knaben klimmen in die Bäume, um die Aeste zu ent
fernen oder wenigstens ihres Blätterschmuckes zu berauben.
Eine Woche lang läßt man alles durch die Sonne ans-
(Nach einer Skizze Wiener's.)
trocknen; dann legt man Feuer an und in wenigen Augen
blicken hat man das prächtige Schauspiel eines brennenden
Waldes vor Augen; die vom Zufall geschaffene Vegetation
verschwindet, um einer neuen Platz zu machen, die dem
menschlichen Willen ihr Dasein verdankt. Bald kann man
der Erde den Samen anvertrauen und nach kaum zwei
Wochen schon genießt man die ersten Früchte, grüne Boh
nen, nach einem Monate reife Bohnen, nach 45 Tagen
Mais, nach drei Monaten Meca, nach sechs Monaten